19.05.2007 2:52
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Allgemein

Manchmal steht man sich selbst im Weg mit dem Wissen, das man als Therapeut so hat. Gestern nacht haben Cullawine und ich festgestellt, dass wir uns beide schon ein bisschen verbiegen mussten, um das zu leben, was wir taten, und dass wir uns beide nicht ganz gut damit fühlten. Dann kam der Moment: Der Moment wo man merkt, jetzt ist wohl was zu Ende.
Für mich ist das gerade nicht ganz so schlimm – ich glaube, dass es dann eben anders weitergeht, es wäre einfach ein weiterer Schritt beim Aushandeln, welches Miteinander gut ist. Ich bin sicher, es gibt ein gutes Miteinander, sonst würden wir uns nicht so mögen, aber der Versuch, dass ich mich einer klassischen und sie sich eine offenen Beziehung annähert, ist nicht das richtige gewesen. Zwar ist die Gegenwart sehr schön, aber eine Zukunft sehe ich nicht, und das Leben einer Gegenwart wäre ein Versprechen, das ich nicht halten könnte – zumindest für sie, glaube ich.

Wie auch immer, gestern nacht sprachen wir darüber, und ich merkte, wie ich immer auch außen stand und uns betrachtete. Wie kommunizieren wir gerade? Welche Wirkung hat das, was ich sage? Sage ich das, was ich meine?
Du bist immer so verdammt gelassen“, sagte Cullawine, und später: “Kannst du dich überhaupt so richtig streiten?” – “Nein. Und jetzt?” fragte ich. Ich mag es nicht, wenn man mir sagt, die Art wie ich etwas tue ist nicht die richtige Art. Abgesehen davon dass ich es nicht für erstrebenswert halte, sich anzuschreien, ich es also ganz schön finde, dass ich gelassen bleiben kann – selbst wenn ich es doof fände, wäre ich nunmal so.

Später dann wurde ich doch sauer. Es war spät, meine Frustrationstoleranz sank, ihre Filterstärke sank ebenfalls, und sie sagte Dinge, die mich verletzten, die ich doof fand, verwirrend oder vielleicht beleidigend. Und von außen merkte ich, dass ich wütend wurde und dachte “Na guck, jetzt bist du doch wütend, das wird sie sicher freuen, lass das ruhig raus“.
Fürchterlich. Der Therapeut geht nicht mehr aus, der Schalter ist weg.

Und genau diese Gedanken, dieser Sensor für das, was von mir erwartet wird, genau das nervt mich, wenn ich mich auf Beziehungen (klassische) einlasse, und genau das war es auch diesmal, was mir das Gefühl gab, mich zu verbiegen. Nicht von Anfang an, aber schleichend. Der Abschiedskuss, eigentlich weil ich küssen wollte, aber dann der Gedanke: “Ach, genau, das macht man so wenn man zusammen ist“. Der Wunsch nach einer gemeinsamen Nacht, aus dem Bauch heraus, und dann wieder der Gedanke: “Ja, beieinander übernachten – wie normal sich das schon anfühlt“.

Und so ist man der Architekt seines eigenen Käfigs, in dem man sich dann unwohl fühlt. Der Architekt geht nicht mehr aus, der Schalter ist weg.

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