02.07.2007 13:57
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Allgemein

Das Wort “Argument” stammt ab von lateinischem “argumentum”, was da bedeutet: Beweis, Beweismittel, Grund.
Wenn ich mich zum Beispiel um einen Laib Brot streite, und anführe, ich hätte mehr Hunger, ist das ein gutes Argument, denn größerer Hunger ist ein verdammt guter Grund, das Brot dringender essen zu wollen. Ein schlechtes Argument wäre zum Beispiel “Ich bin ein besserer Mensch” oder “Ich sehe besser aus” oder “Brot schmeckt gut”. Das könnte zwar möglicherweise stimmen, täte aber nichts zur Sache. Aber ich brauche ja einen Grund, ein Beweismittel.
Die Inquisition oder auch die Stasi haben da anders gearbeitet: Die hatten ja eh recht, wer sich also gegen sie stellte, war automatisch schon verbrecherisch – so wie in der Szene in “Das Leben der Anderen”: “Sie trauen der DDR zu, dass sie unbescholtene Bürger grundlos festhält? Wenn Sie das glauben, hätten wir ja schon Grund genug, sie hierzubehalten“. Da kommt man nicht raus, das sind Generalargumente, die Widerworte nicht ermöglichen.

Nun also zum Ursprung meines heutigen Ärgers:

Nur wenn man weiß, was sie vorhaben, kann man es verhindern. Deswegen brauchen wir die gesetzlichen Grundlagen, um Kommunikation durch Telefon, durch Handys, aber auch durch Computer überwachen zu können.
Wolle Schäuble, mal wieder

Hach, ich kann gar nicht so viel fressen, wie ich kotzen möchte.
Das ist ein Scheißargument!
Also, kurz von vorne: Ja, natürlich kann man nur etwas verhindern, wenn man davon weiß. Aber dieses “Argument” kann nicht als Grund für irgendwelche Maßnahmen dienen, denn es hat nichts mit der Maßnahme als solcher zu tun. Es fehlt ein logischer Schritt, so wie “Wir müssen wissen was sie tun”, “Das müssen wir im rechtsstaatlichen Rahmen tun”, “Die beste Möglichkeit rechtsstaatlicher Ermittlung ist die und die”.

Diese Art der Beweisführung ist im Übrigen eine übliche rethorische Figur in politischen Diskursen: Man nimmt einen Sachverhalt, dem nun wirklich niemand widersprechen kann (“Nur wenn man weiß, was sie vorhaben, kann man es verhindern”), und baut darauf irgendeine Forderung auf.

Das kann man auch spitze zuhause nachspielen (man achte auf den jeweils nur scheinbaren Zusammenhang zwischen dem ersten und zweiten Satz. Der erste stimmt zwar, hat aber mit dem zweiten nicht direkt was zu tun):

“Die soziale Kälte in Deutschland muss ein Ende haben. Die Rentenversicherungsbeiträge müssen endlich fallen.”

“Deutschland braucht mehr Arbeitsplätze, und dafür müssen wir alle etwas tun. Die Kürzungen beim Kindergeld sind notwendige Schritte hin zu einer besseren Situation.

“Die Situation in Afghanistan wird gefährlicher, nicht nur für die Soldaten dort. Aus diesem Grund brauchen wir die Erlaubnis, dort endlich scharf zu schießen, notfalls auch auf scheinbare Zivilisten.”

“Was die Terroristen tun, ist ungesetzlich. Deswegen brauchen wir gesetzliche Grundlagen, die uns erlauben, sie alle unschädlich zu machen, notfalls mit Gewalt.”

Bislang hat’s niemand gesagt, das kommt aber alles noch.

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