08.01.2006 18:45
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Allgemein

Im Interview striffen wir noch ein weiteres interessantes Thema.
Der Interviewer spielte ein Assoziationsspiel mit mir, was ganz humorig war, und sagte also Worte, auf die ich dann meine spontanen Einfälle sagen sollte.

Unter anderem sagte er “Kontrolle”, und ich kam ins Sinnieren, und weil wir vorher das Stichwort “Politik” hatten, dachte ich an Staatliche, und dabei dann an Thomas Hobbes, von dem ich wenig weiß, dieses Wenige mir aber gefällt. Im Rahmen der Osthoff-Entführung wurde der gelegentlich erwähnt, denn Hobbes sagt (so ich das richtig verstanden habe) folgendes:

Der Bürger verdient sich die Fürsorge des Staates durch seinen Gehorsam. Der Staat wiederum verdient sich das Gehorsam der Bürger durch die angebotene Fürsorge.

Im Klartext: Wenn der Staat einem keine Straßen bauen und kein ALG 2 zahlen würde, dann hätte er das Recht verwirkt, irgendwas von einem zu fordern. Zum Beispiel, dass man Arbeit sucht oder das Land verteidigt.

Weil das Interview aber nun um mein Blog und somit ums Lieben ging, schwonk ich um zu jenen Themenfeldern, sagte dann irgendwas anderes, bezog aber vor allem mal diese Hobbes’schen Thesen auf Beziehungen.

Ich verdiene die Fürsorge meines Partners nur durch meinen Gehorsam. Oder, weil Gehorsam so hart klingt, durch meine exklusive Entscheidung für diesen Partner, für mein Einhalten der monogamen Norm. Das darf mein Partner von mir verlangen, solange er sich fürsorglich verhält.

Ich bin ihr treu, weil sie mich liebt.
Sie liebt mich, weil ich ihr treu bin.

Das finde ich eine interessante Anwendung (übrigens mal wieder der Vertragsgedanke…), denn obiger Satz ist ganz schön nah dran an monogamen Konzepten, wie ich finden muss.
Wenn man in der Wikipedia mal liest, was Hobbes Alternative dazu ist (auf Staatsebene), nämlich der sogenannte “Naturzustand”, dann muss man sagen: Sind nicht die schlechtesten Konzepte.

Es herrscht Anarchie; die Menschen führen – in Hobbes pessimistischem Weltbild – einen “Krieg aller gegen alle” (bellum omnium contra omnes), in dem “der Mensch dem Menschen Wolf ist” (homo homini lupus est).
Wikipedia, Leviathan (Thomas Hobbes)

Tja. Aber Hobbes benennt auch exakt das, was mich an der scheinbaren Lösung von Gehorsam und Fürsorge, ergo von Treue und Liebe so stört:

Der Preis dieses übermächtigen Staates ist die Freiheit, die es bis auf wenige Ausnahmen in Hobbes Abhandlung nicht mehr gibt. Sie wird dem Streben nach Sicherheit geopfert. Triebfeder der Staatsbildung ist nicht mehr – wie etwa noch bei Aristoteles – die „eudaimonia“, das „gute Leben“, sondern vielmehr das „nackte Überleben“, dem Entrinnen der im Naturzustand begründeten Gefahren.
Wikipedia, Leviathan (Thomas Hobbes)

Oh, wie passend… Die Analogie gefällt mir… Das nackte Überleben, koste es was es wolle. Die Freiheit wird der Sicherheit geopfert. Hallo Herr Schily… Hallo Monogamie.

Und die “Im Naturzustand begründeten Gefahren” finde ich in der Tat nicht schlecht benannt, denn genau in so einen Dschungel will ich ja am liebsten.

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