Ab Januar 2008 werden behinderte Menschen nicht mehr nur reine Sachleistungen erhalten, sondern auch Geldleistungen. (Quelle: Bundesregierung)
Auf diese Neuigkeit kann man unterschiedlich reagieren. Zum einen könnte man denken: “Nanu, ist doch wurscht, ob man sich den Rollstuhl jetzt selber kauft oder er direkt ankommt“, oder aber “Bitte? Behinderte hatten nur Essensmarken zur Verfügung?“.
Mir war nämlich nicht klar, dass das so ist, dass man also, wenn man vom Staat unterstützt wird, nicht mehr wählen darf, was man braucht. oder möchte, sondern vorgeschrieben wird: Wir zahlen dir ein Bett, einen Rollstuhl, jeweils mit maximal so und soviel Geld. Sonderwünsche gibt es nicht.
Dabei machen Sonderwünsche in den Augen sehr vieler Menschen das Leben genau aus. Die beklopptesten Spleens machen Leute zu dem, was sie sind: Autonarren, Büchersammler, Videospieler. Man mag kritisieren, dass der Kommerz persönlichkeitsbildend ist, aber in meinen Augen steht weniger der Kommerz im Vordergrund, sondern eher die freie Wahl, und im Kapitalismus bedeutet “freie Wahl” nunmal, Geld für das auszugeben, was man will. (Witzig übrigens, “freie Wahlen” bedeuten dagegen, zu wollen, wofür Geld ausgegeben wird…). Wahlmöglichkeit ist Freiheit. Geld ist Freiheit.
Ab 2008 bekommen Behinderte also ein gewaltiges Stück Freiheit, von dem ich gar nicht wusste, dass sie es bislang entbehren mussten.
Besonders interessant ist das für das oft tabuisierte Thema von Behinderung und Sexualität. Selbstverständlich ist Sexualität für alle Menschen ein Thema, und leider ebenso verständlich häufig für Behinderte ein sehr schwieriges. Aus dem Grund erwägen nicht besonders wenige Behinderte, sexuelle Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen.
Solche sexuellen Dienstleistungen, von Prostitution bis Sexualbegleitung oder Sexualtherapie, waren bislang natürlich leider nicht Teil des staatlichen Leistungskatalogs – what Tabu is all about. Und natürlich reichte das wenige Restgeld, was man dann doch hat – zB aus (sehr schlecht bezahlter) Arbeit in Werkstätten oder ähnlichem – nicht aus, um so etwas zu bezahlen. Sex ist teuer.
Nun aber, oder vielmehr nächstes Jahr, steht es den Menschen frei, solche Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen – Und das finde ich wunderbar!