Großteil einer männlichen Emanzipation muss ein neues Selbstverständnis sein. Niemand wird den Männern neue Rollen zugestehen, wenn sie keine wollen, niemand wird die Männer respektieren, wenn sie sich nicht selbst respektieren.
Aus diesem Grund kann sich eine männliche Emanzipation nicht an der weiblichen orientieren, können neue Männer nicht das machen, was neue Frauen machen. Kind & Karriere ist kein valides Ziel mehr (wohl ein valider Lebensweg, dank der weiblichen Emanzipation).
Männer müssen eigene Wege gehen. Ganz klar. Ich sage ja oft: Es geht nicht darum, dass Männer endlich weinen können, es geht darum, dass Männer ihre Rollen frei wählen können.
Ein wichtiger Punkt daran ist, Sexismus gegen Männer zu erkennen. Ich werde oft belächelt, wenn ich das sage. Neulich beim Essen berichteten Freundinnen von mir, dass sie Einladungen zum Kaffee nur ungern annehmen, weil sie befürchten, der Mann wolle Sex. Nur Sex. Im Einzelfall mag das Intuition sein, Bauchgefühl, aber als gesellschaftliche Struktur ist es Sexismus gegen Männer. Aufgrund des Geschlechts wird meine Absicht, einen Kaffee zu trinken, aufgeladen. Das ist so, als wenn man Frauen, die Sex wollen, immer unterstellt, sie wollten einem ein Kind unterjubeln. Oder Frauen, die Nein sagen, unterstellt, sie meinten eigentlich Ja. Das mag im Einzelfall stimmen, aber es sollte keine Regel sein.
Problematisch daran ist, dass Männer tatsächlich oft Sex wollen. Nur Sex?
Nein, das eben gerade nicht. Wenn ich so überlege, welche Frauen ich im letzten Jahr gefragt habe, ob wir mal einen Kaffee trinken wollen, dann stelle ich fest: Alle sexy. Alle schlau. Alle begehrenswert und interessant, und sicher hatten sie auch schöne weiche Haut. Dennoch wollte ich einen Kaffee. Wollte näher kennenlernen und mal sehen, wollte einen netten Nachmittag.
How is that wrong?
Das ist nämlich der zweite große Punkt: Warum ist es eigentlich schlecht, Sex zu wollen? Oder, jemanden sexy zu finden?
Ich sage euch warum. Weil darin mitschwingt, man wolle nur den Sex. Man fände jemanden nur sexy.
Aber das ist Sexismus. Lasst den Männern ihr Gefallen an den Frauen, es tut nicht weh. Wir sind so. Wir gehen durch die Stadt und sehen Schönheit, Schönheit, Schönheit, und Sex ist für uns einfach eine feine Sache (übrigens natürlich auch nicht für alle – ich selbst bin da gar nicht so scharf auf Penetration, aber ich spreche mal über Trends).
Darum erstens: Männer können sexy finden, und trotzdem erstmal reden wollen (immerhin können Männer auch denken, während sie einen Ständer haben).
Und zweitens: Sex gut zu finden, ist eine ziemlich gute Idee. Sexpositivismus ist eine wunderbare Sache, Körperbejahung sollte einziehen. Nicht nur Körper. Aber Sex ist nichts Schlechtes. Die puritanischen und katholischen Lehren sind Lügen.
Und das kann man von Männern lernen. Und natürlich müssen Männer auch genau das erstmal lernen, sich selbst gegenüber eingestehen und klar kriegen, um eine männliche Emanzipation auf die Beine zu stellen. Weil es nämlich eine Stärke ist.