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Ava hat vor einiger Zeit etwas hier kommentiert, das ich nochmal aufgreifen möchte. Hier nochmal was sie schrieb (ein Zitat von Pema Chödrön):

In der Meditation sind wir so, wie wir sind, mit unserer Verblendung und unserer geistigen Gesundheit. Dieses vollkommene Akzeptieren unserer selbst, wie wir sind, nennt man Maitrî; es ist eine schlichte, unmittelbare Beziehung zu dem, was wir sind.
Es hilft nichts, wenn wir versuchen, uns selbst in Ordnung zu bringen. Von allen Möglichkeiten, Bodhichitta (Bodhi: “erwacht”, “erleuchtet”, “völlig offen”; Chitta: “Geist, Bewusstsein”, “Herz”, “Einstellung”) zu überdecken, benutzen wir das Uns-Selbst-Schlechtmachen am häufigsten.
Wenn wir also NICHT versuchen, uns zu ändern – heißt das, dass wir bis zu Tode zornig bleiben und an den Dingen haften müssen? Das ist eine vernünftige Frage. Das Sich-Selbst-Verbessern-Wollen funktioniert deshalb auf lange Sicht nicht, weil wir damit gegen unsere eigene Energie angehen. Selbstverbesserung mag vorübergehen etwas bewirken, aber zu dauerhafter Transformation kommt es nur, wenn wir uns selbst als Quelle von Weisheit und Mitgefühl achten. Erst, wenn wir beginnen, uns mit uns selbst anzufreunden, wird die Meditaton zu einem transformierenden Prozess. Nur wenn wir ohne alles Moralisieren, ohne Härte, ohne Täuschungsmanöver mit uns selbst umgehen, können wir von schädlichen Mustern ablassen. Ohne Maitrî wird die Ablehnung alter Gewohnheiten zu etwas, mit dem wir uns selbst schaden. Dies ist ein wichtiger Punkt.

Bumm. Das berührt mich. Es ist freies lieben mit sich selbst. Ich lasse das mal so stehen und füge noch ein Video von Pema Chödrön an, wo sie mehr davon erzählt.

[youtube]7s-rRMUl04I[/youtube]

Durch einen ganz dummen Zufall (ich verrat’s euch: Ich hab bei der Wikipedia zu verschiedenen Videospielen die Artikel gelesen) stolperte ich heute über den Begriff Gonzo. Ich kannte den bisher nur für Pornographie, wo ich immer dachte, der meint sehr klar auf den Geschlechtsakt an sich fokussierte Pornographie: Nahaufnahmen auf die Genitalien.

Weit gefehlt, und genau so weit hole ich jetzt erstmal aus. “Gonzo“, so erfuhr ich, ist ein Begriff, den Hunter S. Thompson (der Autor von Fear and Loathing in Las Vegas) als Journalist geprägt hat. Er bedeutet Journalismus, in dem das Subjekt vorkommt, in dem die Eindrücke und Gefühle des Autors Teil der journalistischen Leistung sind. Dies ist für den klassischen Journalismus so verrückt, dass sie eine solche Art der Berichterstattung nur als Literatur verstehen können. Es wäre gar kein Journalismus.

So, kurz zurück zum Sex, bevor ich zum Höhepunkt komme (des Artikels): Gonzo-Pornos machen genau das: Einer der Darsteller hat die Kamera. Naturgemäß ist das dann auch näher dran am eigentlichen Geschlechtsverkehr, aber das subjektive ist definitorisch, nicht die Genitalien.

So, nun aber: Es mag für viele nicht neu sein, ich finde es aber interessant: Das ganze Netz mit der Blogosphäre und Twitter und derlei ist letztlich Gonzo. Dieses Blog hier ist Gonzo.

Wieder was gelernt.

I don’t have a girlfriend. But I do know a woman who’d be mad at me for saying that.
Mitch Hedberg, Comedian

Das Zitat fand ich gerade auf quotationspage.com und fand mich darin wieder.

Ich habe jetzt “Stranger in a Strange Land” von Robert A. Heinlein gelesen – das Buch gilt als ein Wegbereiter für die Polyamory-Bewegung, und man versteht auch warum.

Michael Valentine Smith ist der Abkömmling von Marspionieren. Seine Eltern sind gestorben, und so wurde er von den Marsianern aufgezogen. Das bedeutet verschiedene Dinge. Zum Beispiel bedeutet das, dass Michael grundlegende ethische Fragen anders beantwortet als Erdlinge. Und, dass er Fähigkeiten besitzt, die hier niemand hat. Das wäre mir fast zu phantastisch geworden, wenn ich nicht an Erleuchtung glauben würde, und somit an ein jedem Menschen innewohnendes Potential, das unsere Vorstellungen übersteigt.

*** SPOILER: Stranger in a Strange Land! ***

Smith kommt dann auf die Erde, und schnell gewinnt er mit seiner gleichzeitig naiven wie weisen Art eine Menge Anhänger und Freunde: Water Brothers, wie er sie nennt, denn Water Sharing ist das marsianische Ritual für eine Seelenverbindung. Kein Wunder, Wasser gibt’s da ja in der Tat nicht so viel.

Smith ist selbstverständlich erstmal ziemlich überfordert von den Dingen, und wenn er etwas nicht versteht, verfällt er in eine Katalepsie, in der sein Puls auf ungefähr 2 geht und seine Atmung auf beinahe 0. He does that to ‘grok’. Grok ist eins der wichtigsten Worte in der marsianischen Sprache. Es bedeutet ein ganz grundlegendes Verständnis, ein “Trinken” von Wahrheit. Es bedeutet, um Rückbezug auf den Nacktheitsartikel hier zu nehmen, die Dinge so zu sehen, wie sie sind, ohne Masken und nix.

Einige Sachen ‘grok’t Michael nicht. Liebe zum Beispiel. Meiner Meinung nach liegt das daran, dass sein Versuch, alles zu ‘grok’en schon Liebe ist, dass er also liebevoll mit der Welt ist, in ihr schwimmt, und insofern nicht verstehen kann, wie Liebe da noch was zu packen soll.
Auch das Konzept eines Gottes versteht er nicht. Der Versuch, ihm das zu erklären, bringt ihn dazu, freudestrahlend auszurufen (weil er glaubt, es verstanden zu haben):

“Thou art god! God groks!”

Im Laufe des Buches wird immer klarer, was er damit meint, und er erklärt es Jubal Harshaw, einem guten Freund, der den Kult, der sich um Michael entwickelt, skeptisch sieht, aber verstehen will. ‘Grok’en will.

“‘Thou art God.’ It’s not a message of cheer and hope, Jubal. It’s a defiance – and an unafraid unabashed assumption of personal responsibility.”

Das gefällt mir gut. Der Gedanke, dass Gott in jedem von uns steckt, ist nicht neu. Und ist auch so schon bedeutend überzeugender für mich als die Annahme irgendeiner externen Entität. Letztlich ist es auch der Gedanke der Buddha-Natur.

Aber in “A Stranger in a Strange Land” ist diese Annahme irgendwie stärker rübergebracht als sonst, weil da jemand ist, der völlig überzeugt sagen kann “I am God! You are God!” und es meint.

Du bist Gott. Verhalte dich entsprechend.

Und zu diesem Verhalten gehört genau der Versuch ‘to grok’, die Dinge ‘in fullness’ zu sehen, und zu entscheiden, ob sie eine ‘goodness’ oder eine ‘wrongness’ sind.
Und das ist, besonders wenn man versucht, sein eigenes Leben ‘in fullness’ zu sehen, wieder der Versuch, gut zu leben.

Das ist ne ganz schön philosophische Geschichte… und ich meine gar nicht das Buch.

Vor schon ganz lange habe ich mal ein Gedicht geschrieben, damals, weil ich unzufrieden war, keine Freundin zu haben. Heute hat es eine ganz andere Bedeutung für mich, oder einen anderen Anwendungsbereich.
Damals war es bitter gemeint, heute kann ich es sehr gelassen verstehen.

Erdbeereis
Die Menschen sind ein seltsamer Verein:
Sie laufen, denn sie haben Angst, allein zu sein,
sie laufen immer schneller bis sie endlich das erreichen,
was sie gesucht, doch das muss der Erkenntnis weichen,
dass jede Ruhe eine kleine Pause nur
ist, mit dem Blick auf eine Uhr,
deren zwei Zeiger schneller als sie dachten
die schönsten Stunden schnell wieder vergessen machen.

Sie denken, sie entflöhen dieser Hetze,
sie trauen sich und wagen große Sätze,
und hechten doch von Einsamkeit zu Einsamkeit
und suchen nur, das Blut, das ihnen durch die Adern treibt,
für eine kleine Weile zu erwärmen.

Sie alle suchen es und finden sich in Schwärmen,
und laufen den Phantomen hinterher,
von denen letztlich jeder weiß,
dass sie so schwer
zu finden sind wie in der Wüste Erdbeereis.