Monatsarchive: Juni 2005

09.06.2005 17:22
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Ich erzähle immer mehr Leuten in meinem direkten Umfeld von meinem Blog, teils weil ich denke sie könnten es gut verstehen, teils gerade weil ich denke sie können mich nicht verstehen, würden aber vielleicht davon profitieren. Ein Bild muss sich ja hier eh jeder selber machen.

Jedenfalls stelle ich fest, dass meine Trennung von Blog und Privatleben immer schwammiger wird.
Zwar hab ich jedesmal sehr genau überlegt, wen ich warum zum Blog einlade, aber mittlerweile wird es einfach albern zu sagen: “Ich halte das strikt getrennt, den lad ich nicht ein”, weil es gar nicht mehr strikt ist.

Jetzt überlege ich, ob ich einfach dazu stehe, dass ich halt der Typ mit dem freien Lieben bin, mit dem Blog, dieser ideologische Kram… einerseits gefällt mir das, immerhin glaube ich ja an das Zeug hier, ich finde das gut, andererseits frage ich mich, ob ich dann noch so blogge, wie ich das gerne will.
Wobei ich ja (Panta rhei) der Meinung bin, dass sich ohnehin alles verändert, ob man will oder nicht, also kann man auch einfach wollen und lebt dann eben mit den Effekten.
Ich kann mich gerade keiner Geschichte hier entsinnen, die ich nicht geschrieben hätte, wenn da schon Leute aus meinem Umfeld mitgelesen hätten… aber vielleicht hätte ich sie anders geschrieben. Hmmmm.

08.06.2005 14:51
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Für die autarken Bauern der Siebziger noch hehres Ziel, für mich gerade eher hemmend.
Ich bin momentan sehr eigenbrötlerisch.

Irgendwie ist für mich der Freiheitsgedanke doch mehr an die Einsamkeit, oder besser ans Alleinsein, gekoppelt, als mir so lieb ist.
Wenn sich Freunde nicht melden, gestehe ich ihnen das zu, denn um Liebe zu kämpfen finde ich doof, die soll passieren, und kein Objekt sein, das man findet, sie ist im Subjekt.
Dummerweise melde ich mich dann auch nicht. Ich scrolle dann durch mein Telefonbuch und hake innerlich ab: Will wohl grad nicht, will ich grad nicht, passt grad nicht, zulange nicht gemeldet, gerade erst gemeldet.
Irgendwas ist ja immer.

Aber es gefällt mir nicht. Es gibt Phasen, da ziehe ich viel aus dem Alleinsein, und auch jetzt fühle ich mich schön unabhängig und stark, aber der Vorsatz für dieses Jahr war ja eben aufgrund dieser unheiligen Verknüpfung von Freiheit und Einsamkeit die Nähe.

Da muss ich nochmal mehr ran.

07.06.2005 21:11
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Meine Bahn hatte heute Verspätung, und ich habe Menschen angeschaut. Das war schön.
Eine Frau zog ihr Kind schnell zur Linie 3, das Kind weinte. Eine Gruppe Jungs war in der Pubertät und strahlte Druck aus. Ein schwarzer Mann saß würdevoll aber recht allein in der Bahn.
Dieses Gefühl von Auflösung, von großer Bedeutung in der Irrelevanz, wurde noch durch das Schachbrettmuster auf dem Boden verstärkt.
“Faites vos jeux, rien ne va plus”.

Das war alles sehr schön, wirklich, und ich dachte so für mich “Was sind die Menschen doch toll”.

Eine Weile später hatte ich so eine dieser kleinen Verschiebungen der Wahrnehmung, lehnte von innen an der Scheibe der endlich doch erschienenen Bahn und stellte fest:
Ich bin ja auch ein Mensch.

Und wenn irgendwer das gleiche Spiel gespielt hat wie ich, dann war ich auch eine Figur, war für ihn oder sie Metapher für Existenz, war Allegorie seiner oder ihrer eigenen Weltsicht.
Und war vor allem Teil dieses “die Menschen”, was ich gern sage, Teil der anderen, Teil der Welt.
Und in der Nichtigkeit des Einzelnen sind wir alle zu etwas Großem verbunden.

Das war sehr schön.

05.06.2005 12:31
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Mangels neuem Buch an meinem Bett lese ich wieder Hesse, und mag es auch wieder.
Unter anderem mochte ich sehr, was ich jetzt auch zitiere:

“Liebe muss nicht bitten”, sagte sie, “auch nicht fordern. Liebe muss die Kraft haben, in sich selbst zur Gewissheit zu kommen. Dann wird sie nicht mehr gezogen, sondern zieht”

und dann später

Und statt bloß ein Weib zu gewinnen, hatte er die ganze Welt am Herzen, und jeder Stern am Himmel glühte in ihm und funkelte Lust durch seine Seele. – Er hatte geliebt und dabei sich selbst gefunden. Die meisten aber lieben, um sich dabei zu verlieren.

All das würde ich ziemlich schnell unterschreiben, glaube ich. “In sich selbst zur Gewissheit kommen” ist genau das Hinnehmen, ist Liebe als einziger Zweck, nicht als Mittel. Schön.

Ich hatte gestern ein Gespräch, in dem mir nochmal deutlich wurde, wie schwierig das alles ist. Welchen Weg man auch immer wählt, er ist immer steinig und schwer. Vielleicht ist das der Witz…
Im Übrigen steht in Demian auch dazu ein sehr schöner Satz, oder halt zu Entwicklung:

Nichts Neues kommt ohne Tod

Zack. Das ist mal wahr.

02.06.2005 14:22
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Und noch ein Grund für das freie Lieben: Ich kann überhaupt nicht Schluss machen.
Ich bin schon ganz schlecht in Schlussgemachtwerden, da war ich immer unfair und solcherlei, aber Schluss machen, was ich gestern zum ersten Mal probieren musste, gefällt mir noch weniger.

Wir haben dem Mitbewohner, der nicht zu uns passt, gesagt, dass er nicht zu uns passt.
Das ganze war wie ein guter Banküberfall, es dauerte 13 Minuten und es gab keine Zeugen.

Jedenfalls war das ganz schön hart. Nachdem der Mitbewohner raus war (was ihm niemand verübeln konnte) meinte eine Mitbewohnerin zu mir
“Beruhig dich mal!”, und sie spielte auf meinen Puls von ungefähr 4000 an, den man am meinem Hals sehen konnte.
Ich kann gar nicht sagen, was so schlimm war an der Situation… dass man jemandem weh tun muss? Dass es passieren konnte, dass er sich quer stellt? Dass ich dann hätte überlegen müssen, das sinkende Schiff zu verlassen?
Naja. Wahrscheinlich ein bisschen von allem. Es stand viel auf dem Spiel, das Spiel war ein sehr toughes Spiel und die Regeln waren nicht so klar.

WG-Rugby, Championsleague.

Übrigens hat er gesagt, er wird ausziehen. Das hat er im Februar auch schon gesagt, aber vielleicht hat er das ganze ernster genommen, jetzt wo ihn 4 Leute gebeten haben, die WG zu verlassen.
Hoffen wir das beste.