Was ist mir wichtig an einer Beziehung? Diese Frage stellt sich mir in letzter Zeit täglich, denn ich bin in einer Beziehung, und Cullawine ist mono.
Allerdings komme ich mittlerweile zu dem Schluss: Das ist gar nicht das Problem. Ob poly oder nicht, in mir sind bestimmte Ansichten, sicher auch Ängste, die gar nichts damit zu tun haben, wieviele Leute es miteinander versuchen.
Spannend ist: Furchtbare Konzepte sind in mir. Ich bekomme ein schlechtes Gewissen, wenn ich Zeit mit anderen Menschen verbringe, wenn ich lieber alleine schlafen will, wenn ich keine Lust auf Zärtlichkeiten habe. Dabei muss ich das nicht, sagt sie.
Und ich fühle mich unfrei, wenn ich merke, dass ich viel über uns nachdenke, was total bescheuert ist.
Jenseits von poly oder mono stelle ich fest: Ich weiß nicht, ob Beziehungen was für mich sind. Ich habe ja schonmal geschrieben, dass ich irgendwie lieber Secondary als Primary wäre, und daraus entstand eine sehr spannende Diskussion mit Schwinger und Promisc.
Jetzt sind die Themen nochmal stärker da, denn plötzlich ist da jemand, um den es wirklich geht: Cullawine. Ich merke, wie schwer es mir fällt, zu beschreiben, was da ist, und ich traue mich interessanterweise nicht, von Verliebtheit zu sprechen, was verrückt ist, weil ich damit sonst nur so um mich schmeiße. Gerade aber ist viel Sorge vor zu viel Verantwortlichkeit, ganz viel Schiss, und das verdeckt irgendwie die Zuneigung, die ich auch deutlich habe, und an die ich mich erinnere aus unserer Anfangszeit, als es noch nicht “fest” war und ich deshalb weniger verschreckt.
Und da ist eben auch der aufrichtige Wunsch: Bleib.
Und da sind die Tränen, die ich weine, wenn wir wiedermal an den Punkt kommen, wo wir denken, es geht nicht weiter.
Also versuche ich, das rauszufinden, was mir klar ist: Ich will, dass sie bleibt, will sie in meinem Leben haben. Ich will die Zeit mit ihr genießen, will aber nicht, dass Zeit ohne einander plötzlich etwas Schlechtes sein soll. Ich will sie glücklich machen, will es aber nicht müssen.
Das alles macht mich ganz schön fertig. Schwinger schrieb damals:
Wozu also eine Beziehung? Der Mensch wächst in der Auseinandersetzung mit anderen. Um die Unterschiede zweier Menschen in den Griff zu bekommen, muss ich aufeinander zugehen.
Diese Auseinandersetzung ist aber echt mal ne harte Sache. Tatsächlich komme ich an Punkte, die ich andernfalls wohl nicht an mir kennengelernt hätte, aber momentan komm ich vor allem an Schwachpunke, an Verletzlichkeiten und Filme, die ich schiebe.
All das hat noch gar nichts mit Mehrfachbeziehungen zu tun, aber sehr viel mit Freiheit: Freiheit von Zwängen, von Verantwortlichkeit (nicht von Verantwortung, übrigens), von Ängsten.
Ist das alles anstrengend… Manchmal wird mir jetzt gesagt “J., wenn es so anstrengend ist, dann ist es nicht das Richtige”. Aber daran glaube ich nicht. Mir fehlt da ein bisschen die Übung. Ich bin wirklich richtig super darin, jemanden zu lieben, und es kommt nichts zurück. Damit komme ich klar, ich bleibe meist fair, und häufig kommt was Gutes dabei raus.
Aber Cullawine macht plötzlich mit, und ich glaube, das ist etwas ungewohnt. Ich habe heute entschieden, darüber wieder ein bisschen ans Bloggen zu kommen, denn ich muss da viel für mich sortieren. Vielleicht hilft’s ja.