Jahrelang habe ich mich bemüht, eine Beziehung nicht zu brauchen. Denn, so schien und scheint mir, das Brauchen kann nicht die Basis einer Entscheidung sein. Niemand entscheidet sich frei, regelmäßig zu essen und zu schlafen. Es muss eben sein. Eine Beziehung, so denke und dachte ich, muss aber frei begangen werden.
Auch habe ich immer versucht, Gefühle zu Menschen als etwas zu sehen, dass ein MEHR ermöglicht, anstatt sie darüber zu definieren, was alles nicht mehr geht.

Diese Punkte machen es gerade nicht leichter mit Cullawine. Ich gehe durch die Stadt, und sehe immer Dinge, die ich jetzt besser lasse, weil sie ihr wehtäten. Ein Flirt hier, eine Berührung da, ein verliebter Blick.
Und weil ich Cullawine nicht brauche, gibt es wenige der klassischen Gewichte, die jene “Enthaltsamkeiten” aufwiegen könnten. “Man kriegt halt auch etwas zurück” sprach sie, denn sie stimmt mir zu, dass man Freiheiten aufgibt. Dieses Etwas zurück ist für mich nicht so spürbar.

Wenn ich heute entscheiden würde, würde ich mich dagegen entscheiden. Aber wir haben einen Deal (und ich finde ihn gut), dass wir nicht sofort die Beziehung in Frage stellen, wenn es einem von uns mal nicht gut geht. Und das ist schlau, denn ich bin heute viel zu früh aufgestanden und habe die letzten Tage wenig Dinge gehabt, die mein Leben aufregend und besonders machten, dann werde ich immer empfindlich.

Heute entscheide ich es also nicht.

24.12.2007 16:57
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Letztens las ich, dass irgendjemand plant, die Benutzung von Verschlüsselungssoftware unter Strafe zu stellen.
Solche Verschlüsselungssoftware ist leicht zu kriegen und dank Firefox-Extensions wie FirePGP recht einfach zu nutzen.

Natürlich haben die ermittelnden Stellen dann Bedenken, weil das Verbrechensaufklärung behindern kann.

Gestern im Bett fand ich das ganz schön bizarr.
Es gab mal eine Zeit, da war es strafbar, Verbrechen zu verüben.
Dann kam die Zeit, in der es strafbar wurde, Verbrechen zu planen.
Mittlerweile könnte es strafbar werden, Dinge zu tun, die auch Leute tun, die ein Verbrechen planen, nämlich Verschlüsselung.

Wenn das so weitergeht, wird es bald strafbar sein, sich um seine persönlichen Daten zu sorgen und sie schützen zu wollen.
Verdächtig macht man sich damit ja wahrscheinlich schon heute.

23.12.2007 19:19
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Nach Noberto Bobbio:

1. Alle Macht geht vom Volke aus. Sondermachtgruppen (z.B. der
Adel) sollen entmachtet werden.
2. In der repräsentativen Demokratie hat jeder Vertreter ein freies
Mandat. Jeder wählt denjenigen, von dem er glaubt, er würde den
Staat am besten leiten.
3. Es gibt keine politischen Eliten. Politiker sollte kein Beruf sein.
Jeder kann Politiker werden.
4. Demokratie bedeutet auch eine demokratische Gesellschaft zu
haben. Demokratische Strukturen sollen sich auch durch andere
Lebensbereiche außerhalb der Politik ziehen.
5. Unsichtbare Macht soll entmachtet werden. Es sollen nur die
wirklich verantwortlichen Instanzen entscheiden. Politiker sollen
öffentlich handeln.
6. Der Bürger wird durch Demokratie zum Demokraten erzogen.

via LoeweUndLamm

21.12.2007 17:39
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Morgen ist wieder Global Orgasm Day! Schöne Gefühle für den Weltfrieden. Damit es zeitgleich passiert, müsste es morgen früh um 7:08 sein – für die innere Orgie ist das sicher ein wunderbares Gefühl.

Also: Viel Spaß, und tut mal was Gutes! :)

12.12.2007 20:10
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In der Diskussion um die heimlichen Onlinedurchsuchungen ist ein neuer Spielstein aufgetaucht: Der Bürgeranwalt.

Da heimliche Onlindurchsuchungen naturgemäß heimlich ablaufen, kann der Bürger seine Rechte ja gar nicht verteidigen. Er weiß ja gar nichts von der ganzen Sache. Deswegen gibt es dann den Bürgeranwalt, der passt fein auf, dass alles richtig abläuft.

Nach wie vor scheint es den Entscheidungsträgern nicht begreiflich zu sein, dass es nur sekundär um die tatsächliche Durchführung dieser Maßnahmen geht (für die der Bürgeranwalt eventuell hilfreich wäre), sondern primär um den Einfluss, den die Möglichkeit dieser Maßnahmen auf unsere Gesellschaft hat, auf jeden einzelnen, ob das jetzt durchgeführt wird oder nicht.

Drastisches Beispiel: Wenn es in einem Staat legal ist, Frauen zu schlagen, ist das nicht nur schlimm für die Frauen, die geschlagen werden, sondern auf einer völkerrechtlichen Dimension bedeutsam, weil in diesem Staat etwas falsch läuft, weil alle Frauen dort Angst haben müssen, weil sie sich dementsprechend anders verhalten, sich vor den Männern ducken und gehorchen.

Nur sind bei uns das Problem gerade nicht die gewalttätigen Männer, sondern ein gewalttätiger Staat.

Wenn die Freiheit stirbt, sieht man das nicht an blauen Flecken. Man sieht das daran, dass niemand mehr zu kämpfen wagt.

Wer die eigene Meinung für die aktuelle Diskussion mal um einige Punkte erweitern möchte, die sonst etwas kurz geraten, dem sei ein Artikel auf Telepolis empfohlen: “Zu kurz gedacht“).

11.12.2007 16:04
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So, wie gesagt, so richtig weiß ich nicht, wie ich mich in einer Beziehung so sehe. Aber vor kurzem las ich in einem Forum einen Satz, den ich hier zu zitieren wage:

“Richtig ist immer das, was den aktuellen Bedürfnissen der Beteiligten entspricht.”

Das finde ich wunderbar. Das ist so bescheiden, bedarf so wenig einer äußeren Struktur, ist nah an den Partnern und so schön einfach.
Natürlich ist das in der Anwendung durchaus auch schwierig, weil die aktuellen Bedürfnisse der Beteiligten sich sehr unterscheiden können – aber dann ist es eben richtig, diese Unterschiede zuzulassen.

Topp. So mach ich’s.

11.12.2007 1:19
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Der Pranger! Wird immer wieder mal in Diskussionen eingebracht, das wäre doch so praktisch, die Leute scheuen die soziale Ächtung, viele Straftaten würden gar nicht mehr passieren.

Meine Gegenargumentation dazu ist immer etwas verdrießlich, weil: kompliziert. Die Tatsache, dass auch Verbrecher Rechte haben, ist vielerorts nicht einsichtig. Dass das so sein muss, weil man sonst Kriminelle außerhalb der Gesellschaft stellt, wo sie (a) Unfug treiben und wodurch (b) die Gesellschaft ihre Probleme nicht mehr löst, sondern auslagert, ist arg theoretisch, das gebe ich zu. Auch, dass Verbrechen immer erstmal Regelverstöße sind, und dass Regeln nicht notwendigerweise richtig sind (DDR, drittes Reich, Beispiele in der deutschen Geschichte gibt es nun wirklich zuhauf), auch das ist ein abstraktes Argument dafür, dass auch Verbrecher Menschen sind, und dass das ganz gut so ist.
Deswegen komme ich meistens mit dem Dampfhammer: Steht in der Verfassung, Menschenrecht ist Menschenrecht, Fresse gehalten.

Varianten von Prangern gibt es aber immer wieder mal. Social-Networking-Plattformen sind auf die eine oder andere Weise gern mit dabei, und ich berichtete auch schonmal über eine Plattform für betrogene Frauen, wo Männer angeschwärzt werden konnten.
Dort werden Menschen Grundrechte genommen, und Richter und Henker sind in einer Person. Das darf nicht sein. Richter, Henker und König sind getrennt, das ist die Gewaltenteilung.

Auf eine ganz spannende Art ist das jetzt in den USA durcheinander gegangen: In Kalifornien werden die Namen und Adressen von verurteilten Sexualstraftätern an Kindern der Öffentlichkeit zugänglich gemacht (Hinweis: Hier passiert meiner Meinung nach bereits eine Beschneidung von Grundrechten – entweder jemand ist verurteilt, und der Staat nimmt ihm die Freiheit/ kontrolliert ihn/ schränkt ihn ein, oder aber er ist frei).

Nun hat ein besorgter Bürger einen solchen Jemand umgebracht.

Einfach so. Adresse gesehen, Nachbarschaft erkannt, Messer geholt, Mensch erstochen.
Pikanterweise liegt wohl sogar eine Verwechslung vor, aber selbst wenn es der “Richtige” gewesen wäre…

Selbstjustiz, möglich durch Daten, die der Staat zur Prävention von Straftaten verfügbar macht. Zynisch. Der König hilft dem Bürger, der Richter zu sein, der Bürger wird zum Henker.

Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf. Eigentlich dient staatliche Gewalt genau dazu, diesen Zustand zu beenden, nicht, ihn zu nähren.
Und so eine Scheiße passiert, wenn man beginnt, Verbrechern ihre Menschenrechte zu nehmen, indem man sie außerhalb der Gesellschaft stellt.

Quelle: Heise.de

07.12.2007 16:46
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Oft spreche ich davon, das zu leben was da ist. “Each relationship seeks its own level” schreibt Dossie Easton in “The Ethical Slut”, und ich finde das gut. Das ist authentisch, frei von Zwängen, und vor allem sehr natürlich. So sollte sich nichts seltsam anfühlen.

Zwischen Cullawine und mir ist das “own level” offensichtlich irgendwie exklusiver als ich das sonst so kenne. Schon noch kurzer Zeit hörte ich mich selbst sagen: “Keine neuen Sachen“. Keine neuen Beziehungen, keine Frauengeschichten, und der Deal kam einfach aus mir raus, weil ich gern Raum wollte für Cullawine und mich.

Durch die Nähe dieses “Deals” zu den Regeln einer festen Beziehung fühle ich mich wie an einem gerölligen Abhang.

07.12.2007 16:38
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Was ist mir wichtig an einer Beziehung? Diese Frage stellt sich mir in letzter Zeit täglich, denn ich bin in einer Beziehung, und Cullawine ist mono.

Allerdings komme ich mittlerweile zu dem Schluss: Das ist gar nicht das Problem. Ob poly oder nicht, in mir sind bestimmte Ansichten, sicher auch Ängste, die gar nichts damit zu tun haben, wieviele Leute es miteinander versuchen.

Spannend ist: Furchtbare Konzepte sind in mir. Ich bekomme ein schlechtes Gewissen, wenn ich Zeit mit anderen Menschen verbringe, wenn ich lieber alleine schlafen will, wenn ich keine Lust auf Zärtlichkeiten habe. Dabei muss ich das nicht, sagt sie.
Und ich fühle mich unfrei, wenn ich merke, dass ich viel über uns nachdenke, was total bescheuert ist.

Jenseits von poly oder mono stelle ich fest: Ich weiß nicht, ob Beziehungen was für mich sind. Ich habe ja schonmal geschrieben, dass ich irgendwie lieber Secondary als Primary wäre, und daraus entstand eine sehr spannende Diskussion mit Schwinger und Promisc.

Jetzt sind die Themen nochmal stärker da, denn plötzlich ist da jemand, um den es wirklich geht: Cullawine. Ich merke, wie schwer es mir fällt, zu beschreiben, was da ist, und ich traue mich interessanterweise nicht, von Verliebtheit zu sprechen, was verrückt ist, weil ich damit sonst nur so um mich schmeiße. Gerade aber ist viel Sorge vor zu viel Verantwortlichkeit, ganz viel Schiss, und das verdeckt irgendwie die Zuneigung, die ich auch deutlich habe, und an die ich mich erinnere aus unserer Anfangszeit, als es noch nicht “fest” war und ich deshalb weniger verschreckt.
Und da ist eben auch der aufrichtige Wunsch: Bleib.
Und da sind die Tränen, die ich weine, wenn wir wiedermal an den Punkt kommen, wo wir denken, es geht nicht weiter.

Also versuche ich, das rauszufinden, was mir klar ist: Ich will, dass sie bleibt, will sie in meinem Leben haben. Ich will die Zeit mit ihr genießen, will aber nicht, dass Zeit ohne einander plötzlich etwas Schlechtes sein soll. Ich will sie glücklich machen, will es aber nicht müssen.

Das alles macht mich ganz schön fertig. Schwinger schrieb damals:

Wozu also eine Beziehung? Der Mensch wächst in der Auseinandersetzung mit anderen. Um die Unterschiede zweier Menschen in den Griff zu bekommen, muss ich aufeinander zugehen.

Diese Auseinandersetzung ist aber echt mal ne harte Sache. Tatsächlich komme ich an Punkte, die ich andernfalls wohl nicht an mir kennengelernt hätte, aber momentan komm ich vor allem an Schwachpunke, an Verletzlichkeiten und Filme, die ich schiebe.
All das hat noch gar nichts mit Mehrfachbeziehungen zu tun, aber sehr viel mit Freiheit: Freiheit von Zwängen, von Verantwortlichkeit (nicht von Verantwortung, übrigens), von Ängsten.

Ist das alles anstrengend… Manchmal wird mir jetzt gesagt “J., wenn es so anstrengend ist, dann ist es nicht das Richtige”. Aber daran glaube ich nicht. Mir fehlt da ein bisschen die Übung. Ich bin wirklich richtig super darin, jemanden zu lieben, und es kommt nichts zurück. Damit komme ich klar, ich bleibe meist fair, und häufig kommt was Gutes dabei raus.

Aber Cullawine macht plötzlich mit, und ich glaube, das ist etwas ungewohnt. Ich habe heute entschieden, darüber wieder ein bisschen ans Bloggen zu kommen, denn ich muss da viel für mich sortieren. Vielleicht hilft’s ja.

02.12.2007 23:52
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Viele Banken kennen Ihre E-Mail-Adresse.
Aber nicht Ihre Hobbys.

Mit diesen Worten wirbt augenblicklich die Sparkasse. Wer hätt’s gedacht, dass Werbeagenturen sich das augenblicklich trauen.

Viele Staaten kennen ihren Wohnort.
Aber nicht Ihren Freundeskreis.