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Hui, was war ich lange nicht hier. Hui. Hui. Hui. Das hat mehrere Gründe, der beste darunter folgender: Ich bin gerade mehr damit beschäftigt, den ganzen Kram im Leben anzugehen, und nicht mehr so theoretisch anzuschauen. Das hat weniger damit zu tun, dass ich jetzt in 2 bis 3 Beziehungen stecken würde (tue ich nicht), sondern viel mehr damit, dass ich mir meine eigenen Muster anschaue und reingehe. Ich habe mir einen Therapeuten gesucht, der mich dabei unterstützt, und versuche mich in einer Befreiung von Kramigkeit. Und gerade hatte ich Lust, auch das Verfassen von Texten für dieses Blog hier als Teil des “Jetzt aber ich” mit einzubeziehen.

Bei dem Projekt stelle ich fest, und das trieb mich auch wieder hier her: Ich muss mich wieder mehr mit Polyamory umgeben. Ich bin zu sehr allein auf weiter Flur, denn auch wenn ich viele Freunde habe, die irgendwie was mit den ganzen Ideen anfangen können, bräuchte ich eigentlich einen Kreis von Menschen, die eben nicht meine Partnerinnen sind, die aber die Gefühle kennen, die mich nicht in normative Strukturen stecken wollen, deren Unverständnis ich erst durchbrechen muss, bevor ich eben Verständnis bekommen kann.

Ich brauche viel mehr Strukturen, die mir erlauben, mit stolzer Haltung durch die Schwierigkeiten zu gehen, die poly sein eben so mit sich bringt. Gerade aktuell: Die Beziehung zu Ava ist vorbei, und die mit Inari ist intensiv, aber nicht so einfach. Auf der einen Seite bin ich traurig um Ava, will gucken wie es gut gehen kann, und will eben nicht hopplahopp in die Sache mit Inari springen, sozusagen als Anästhetikum. Andersherum will ich auch den Sprung mit Inari nicht bremsen, weil ich an einer Idee von Polyamory festhalte, in der alle Beziehungen auf ewig handlungsleitend sind.
Wie macht man denn sowas? Wie findet man sich da zu recht? Mein Therapeut sagt “waiting is” (nicht in diesen Worten, aber das meint er), und mein schlauer Kopf will halt etwas verfrüht aus dem Warten raus, und dadurch entsteht das Unglück. Kann sein. Aber herrje, ich hätte wirklich gern mehr Leute um mich, die das alles auch schonmal erlebt haben.

Es frühlingt, die Krusten brechen auf, man streckt die Fühler aus… aber seien wir ehrlich, es ist durchaus noch kühl. Ich jedenfalls merke, wie die Veränderungsprozesse losgehen (Aufbruch! Wandel! Erneuerung!) und ich förmlich sehen kann, wie sie mich durch den Fleischwolf drehen (Scheiße! Schwierig! Altbekannt!).

Gestern hatte ich den Gedanken, dass diese ganze Idee von Veränderug und Entwicklung vielleicht Unfug ist. Der Entwicklungsgedanke war vor einiger Zeit schonmal Thema bei mir (nicht gebloggt), und da ging es vor allem darum, wie sehr er im Subtext immer bedeutet, dass man nicht in Ordnung ist, wie man ist. Wenn ich das nämlich mehr glaube, brauch ich keine Therapie, kein Yoga, keine persönlichen Fortschritte: Dann bin ich einfach ich.

Das ist natürlich überhaupt nicht einfach, sondern schwer, womit wir zum heutigen Gedanken kommen. Der baut auf dem alten auf.

Vielleicht, so dachte ich, gibt es überhaupt keine Entwicklung. Okay, vielleicht in der Pubertät, da hat sich schon viel getan, aber vielleicht geht es später nicht darum, etwas zu lernen, sich zu verändern, sondern vielleicht geht es nur darum, mit sich selber umzugehen (Randnotiz: Pubertät könnte man sogar auch so verstehen).

Man findet ja immer mehr über sich heraus, und vielleicht geht es nur darum, diese ganzen Erkenntnisse angemessen zu behandeln. “Oh, ich bin empfindlich?” kann heißen “Ich will Stärke lernen” oder eben “Wow, dann sollte ich vorsichtig sein”. Wenn ich mein Sein als grundlegend gut betrachte, und nicht als defizitär, dann bleibt mir nur der liebevolle Umgang mit mir.
Ich schiebe Filme bei einem bestimmten Thema? Da sollte ich schön langsam machen und gut auf mich aufpassen.
Ich reagiere über, wenn man mich kränkt? Mehr Leute, die mich liebevoll behandeln und mir erlauben, gekränkt zu sein.

Das soll nicht unbedingt heißen, dass man sich nicht verändern darf. Eher, dass man es nicht muss. Man muss nur mit sich umgehen.