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Freiheit und Ehrlichkeit sind Geschwister. Ich hab vor ein paar Tagen Fremdgehen sehr dekonstruiert. Das ist nur teilweise richtig.
Beziehungen zu Menschen sind irgendwie immer auch Verträge. Alle Beziehungen, auch Freundschaften. Da gibt es Sachen, die okay sind, und welche, die nicht okay sind.
Manchmal sind sich da die beiden Menschen nicht ganz einig, und es gibt Streit.

Das ist schlecht. Eine gute Freundin von mir ist ne Weile ziemlich oft “fremdgegangen”, und ich habe ihr damals immer gesagt, dass ich das (aus den im beschriebenen Gründen) nicht schlimm finde, aber irgendwie, so merkte ich dann ein paar Monate später, ist es doch schlimm, weil ihr Lieber das gar nicht so sah, und für ihn wäre es eben doch eine Veränderung an dem, was er mit ihr hat.
Das mag ich für Quatsch halten, für eine “dysfunktionale Kognition”, aber das ist seine Welt (Konstruktivismus und so), und deswegen auch wahr.

Und deswegen muss das immer klar sein. Sonst schränkt man den anderen nämlich in seiner Freiheit ein, und das wäre ja irgendwie wider die Idee.

Insofern schränke ich mein Plädoyer vom 4.1. ein bisschen ein :) .

04.01.2005 21:00
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Sex

Das Wort ist mir heute begegnet, und irgendwie gehört es ja auch zu freiem Lieben. Oder halt eben nicht.
Mein etymologisches Wörterbuch erklärt das “fremd” darin recht diffus als “außerhalb der gewohnten Umgebung”.
Man geht also irgendwo ungewöhnliches hin. Stimmt. Aber ist das schlecht?

Ich hatte schon Nächte mit Menschen, die irgendwo noch wen liebten, oder mochten, oder Sex* mit wem hatten, und ich hatte auch schon Nächte mit Menschen, während ich selbst noch wen anders liebte, mochte, oder Sex* mit ihr hatte.
Glücklicherweise war das immer okay, weil immer für alle klar war, dass besagte Nächte nichts an dem ändern, was mit den anderen Menschen ist. Sie wurden durch unsere Nacht nicht hässlicher, langweiliger oder weniger liebenswert. Sie hatten damit nichts zu tun.
Außerdem waren die Leute auch nie fremd (was für ein Quatsch, auch. Warum soll ich Fremde streicheln, ich will doch Leute streicheln die ich mag).

Ich frage mich doch, ob Fremdgehen dann okay ist, oder ob es dann überhaupt kein Fremdgehen ist. Letzteres erscheint mir plausibler, weil Fremdgehen an sich schon so nach Enge klingt, nach “Hier ist deine gewohnte Umgebung, hier bleibst du”. Viel zu eng, viel zu käfig**. Für mich. Und Gewöhnung klingt auch schon scheiße. “Das hier ist meine Freundin, an die hab ich mich gewöhnt, weil sie sehr gewöhnlich ist. Für gewöhnlich bleiben wir in unserer gewohnten Umgebung. Es geschieht nichts ungewöhnliches.”

Also: Wenn ihr mit mehr oder minder fremden Menschen eine schöne Nacht hattet, bedenkt zwei Dinge:

  1. Es muss nichts ändern an dem Gefühl für die dritte Person.
  2. Es ist etwas ungewöhnliches. Vielleicht ein bisschen selten. Vielleicht ein bisschen kostbar. Wie Gold.

PS: Eine Einschränkung der Thesen hier ist mir ein paar Tage später auch noch aufgefallen. Der Vollständigkeit halber hier der Link dorthin.

*Sex ist für mich ein ziemlich dehnbarer Begriff und hat beinahe nichts mit Penetration zu tun. Fast alles, was zwischen zwei Lebewesen passiert und Lust auslöst, ist für mich Sex. Manchmal sage ich auch Körperlichkeiten, um das deutlicher zu machen.
**Ich habe soeben ein neues Adjektiv erfunden. Lustig, bündig, käfig. Nicht zu verwechseln mit käferig.