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“Du bist cool” sagte meine Mitbewohnerin gestern zu mir, und überraschte mich. Der Anlass war nämlich gar nicht so cool, denn ich war dabei, für ein paar Tage die WG zu verlassen, in der Cullawine und ich uns kennenlernten, zusammenwaren, trennten und jetzt eben miteinander umgehen mussten. Nun zieht Cullawine aus, und der zeitweise Auszug meinerseits war die Reaktion darauf, dass wir uns nicht vorstellen konnten, während Packen und Auszug aufeinanderzuhocken. Also lieber kurz “aus dem Feld gehen”.

“Wieso bin ich denn cool?”, fragte ich, denn ich fühlte mich eher sehr verloren in der Situation.
“Naja, euer Umgang ist cool, wie ihr allem Raum gebt, Liebe und Nicht-Liebe”.
Das war schön zu hören, denn das stimmt und ich verliere es manchmal aus den Augen. Der Umgang ist gut.

Zumindest solange ich davon ausgehe, dass die Trennung das richtige war, beziehungsweise das einzig mögliche, ist der jetzige Umgang gut. Eine Richtung ist nicht wirklich erkennbar – für Cullawine macht es das schwieriger, für mich aber erscheint es sehr authentisch. Ich will nämlich zweierlei: Einerseits will ich zurück zu mir finden, will Verstrickung auflösen und unabhängig sein. Andererseits will ich aber auch Cullawine in meinem Leben haben, will gerne eine Möglichkeit finden, wie es weitergeht, und hätte mir sogar gewünscht, dass die Beziehung klappt.
Der Weg, den wir jetzt gehen, entspricht diesen beiden Seiten in mir. Ich weiß zwar nicht, ob er in eine klare Richtung weist (eher nicht…), aber er ist aufrichtig. Auf jeden Fall ist er aufrichtiger, als entweder jeden Kontakt zu kappen oder stattdessen weiter in einer Beziehung zu bleiben, die sich nicht gut anfühlte.

Der richtige Weg ist nicht immer der schönste.