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Ich habe mir aus den USA meinen ersten Playboy bestellt! Der Grund dafür war ziemlich profan.
Es gibt jetzt, das hatte ich in Freiburg gesehen, ein Playboy-Buch, irgendein Jubiläum, genaues weiß ich nicht, und ich stöberte ein wenig in diesem Buch.

Das ist nicht unhumorig, weil es den Playboy ganz schön lange gibt, und das Buch lag aufgeschlagen irgendwo in den Siebzigern. Da war das Schönheitsideal doch noch ein anderes – nicht gänzlich, aber es gibt nette Unterschiede. Die Frisuren, ganz vorn, unrasierte Schamhaare, solche Sachen.

Jedenfalls fiel mein Blick auf ein Bild des mittlerweile verstorbenen Playboy-Photographen Richard Fegley, das mir sehr gefiel, und weswegen ich mir die Ausgabe Dezember 1972 bestellt habe.

Richard Fegley

Ganz schön! Zu sehen ist nur ein Teil des Bildes, das Ganze geht über ne Doppelseite – überall Leiber, die für mein Empfinden gar nicht besonders sexuell wirken, sondern vielmehr zärtlich. Schon lustvoll, aber eher cozy als hot.

Gefällt mir sehr.
Ich habe dann mal in den Artikel zum Bild reingelesen, und auch der ist ganz interessant: Dan Greenburg wird von seinem Editor gebeten, auf eine Orgie zu fahren und darüber zu schreiben.
Und Dan Greenburg ist ziemlich schüchtern, schreibt aber dafür ganz schön witzig. Ich werde deutlich weniger grinsen, wenn ich in Zukunft den Satz höre “Ja, klar hab ich Playboys, aber nur wegen der Artikel!”. Der war wirklich witzig.

Interessant daran sind einige Äußerungen von Interviewten bei dieser Orgie (die nichts anderes ist als ein Swingerclub, aber nur stellenweise so benannt wird) sowie einige Randkommentare:

The feeling is that members should be free to have one primary intimate love-sex relationship and a number of secondary ones, that the secondary ones won’t detract from the primary one but will make it even better

[Die Idee ist, dass Mitglieder eine primäre intime Liebes-Sex-Beziehung und einige sekundäre haben können sollte, dass die Sekundärbeziehungen der Primärbeziehung nichts wegnehmen sondern sie sogar besser machen]

Hu! Ich dachte Polyamory hätte sich in den 90ern rauskristallisiert. Das hier ist mal genau das gleiche Gedankengut. Und auch das weniger hierarchische Modell kommt vor. Herr Greenburg sucht Kontakte, um zu einer Orgie zu finden, hat aber wenig Glück:

He [der Kontakt] used to be very into the orgy thing, but no longer. He says he’s settled down to a fairly meaningful relationship with two chicks he really digs.

[Er (der Kontakt) stand eine Zeitlang sehr auf diese Orgiensache, aber jetzt nicht mehr. Er sagt er hat sich jetzt auf was Ernsthaftes eingelassen mit zwei Mädels auf die er ziemlich steht.]

Da schwingt zwar ein bisschen Astonishment mit, aber dieses V wird mal relativ locker erwähnt – Cool! Der Playboy ist ganz schön modern. Das ist mir im Übrigen auch aufgefallen, als es eine kleine homoerotische Verwechslung gibt und der Autor den Arm eines anderen Mannes knutscht. Läuft ja scheinbar alles sehr locker.

Dennoch ist deutlich, dass Polyamory damals (wie ja auch heute noch) nicht wirklich anerkannt war. Sehr aufschlussreich ist in dem Zusammenhang der Wortwechsel zwischen Dan Greenburg und einem Swinger (von denen sich ja manche Polys auch sehr bewusst distanzieren, aber darüber lässt sich trefflich streiten), in dem er den Swinger fragt:

“How do you feel when you know that your wife has had sex with another man?”
“Just great,” he says. “Matter of fact, I’m never so turned on to her as when she’s just got done making it with another guy”
“So do you sometimes just make love to her right then and there?”
“Oh, no,” says Freddie, as if explaining to a very small child that we do not make ca-ca in our pants.
“Why not?”
“Well, sir, we tend to frown on that sort of thing around here”

["Wie fühlt sich das an, wenn Ihre Frau gerade Sex mit jemand anders hatte?"
"Super", sagt er, "eigentlich bin ich nie so scharf auf sie wie in den Momenten, wo sie gerade mit jemand anderem geschlafen hat."
"Also haben Sie dann manchmal direkt danach Sex miteinander?"
"Nein, nein", antwortet er, als würde er einem kleinen Kind erklären, dass man sein A-A nicht in die Hose macht.
"Wieso nicht?"
"Naja, das sehen wir hier nicht so gern"]

Mit seiner eigenen Frau zu schlafen bei einem Swing wird also nicht gern gesehen. Unter anderem…

I ask Freddie what other types of things they tend to frown on at these shindigs.
“Well, we tend to frown on things like… oh, like more than two people making it with one another at the same time… on people watching other people while they’re making it… We tend to frown on people who come here without partners… We frown on homosexuality…

[Ich frage ihn, was sonst noch so nicht so gern gesehen wird.
"Naja, wir sehen nicht so gern... tja, wenn mehr als zwei Leute es miteinander tun... wenn Leute zuschauen während andere es tun... wenn Leute ohne Partner herkommen... Homosexualität".]

All das ist schon sehr aufschlussreich. Ganz schön spießige Swinger. Aber der Höhepunkt kommt zum Schluss, wie sich das halt gehört.

And we very definitely frown on somebody seeing somebody on the outside that they’ve met at one of our parties.”
“Why is that,” I ask, but I think I already know.
“Because,” says Freddie, “that’s adultery.”

["Und auf jeden Fall sehen wir es nicht gern, wenn jemand sich mit wem im Privatleben trifft, den er oder sie auf einer der Parties kennengelernt hat."
"Warum?", frage ich, aber ich glaube die Antwort zu kennen.
"Weil", sagt Freddie, "das Ehebruch ist."]

Verrückt.