Monatsarchive: Januar 2005

21.01.2005 1:22
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Leben

Ich habe gerade versucht, die Frau anzurufen, die ich letztes Jahr zu lieben versucht habe. Es ging leider nicht so ganz. Das mit dem Lieben, mein ich, denn zynischerweise liebten wir uns zwar beide, aber sie hat sich dagegen entschieden, aus Kopfgründen, die leider genauso reell sind wie Herz- oder Bauchgründe.

In ihrem Leben war, so hab ich das empfunden, irgendwie kein Platz für mich, trotz des großen Gefühls. Da war immer ihr Job, ihre Aufgaben, nicht zuletzt ihre andere Liebe, die, so sagte sie, halt früher da war.

Ich hab das alles nicht besonders gut verstanden, aber ich hab eine Weile gelitten und keinen Kontakt gewollt, weil ich mich sortieren wollte, und heute habe ich, nach einem Anruf von ihr auf meinem AB, versucht, sie zurückzurufen. Ich hatte keine Angst, weil ich dachte, es wäre okay, aber so ganz…
Es war so symbolisch. Es war nämlich kein Platz für mich, weil Harald Schmidt da war, der ist nur 2x die Woche da, und im Anschluss ist sie mit ihrer anderen Liebe zum Telephonieren verabredet.

“Das wird mir zu spät”, habe ich gesagt, und ich glaube, ich habe mehr damit gemeint als diesen Abend.
Schade. Jetzt merk ich, dass noch Liebe da ist, aber ich merke es nur an diesem unangenehm warmen Gefühl das von den Ohren in die Brust kriecht und am ehesten Trauer oder Reue heißt.

Alles nicht so einfach mit der Freiheit beim Lieben.

In Wikipedia gibt es einen Eintrag zur Liebe! Vielleicht überrascht es dich nicht, aber mich hat es überrascht. Ich kenn Wikipedia nicht so gut.

Jedenfalls taugt der Artikel ziemlich, und selbst wenn vielleicht der einen oder dem anderen klar sein mag, dass es diesen Eintrag wohl gibt, gelesen haben ihn vielleicht nur wenige. Man weiß ja, was Liebe ist.
Tja.

Hier ein Ausschnitt:

Im Wesentlichen gibt es zwei Formen der Liebe, die oft in Mischformen auftreten: a) die im Kern selbstlose Liebe, die im Gefühl der Verbundenheit, im Verstehen des anderen wurzelt und nur das Beste für den Nächsten will und b) die ichbezogene, egozentrische Liebe, die ihre Wurzeln im Haben-Wollen, also besitzergreifenden Tendenzen hat.

Das greift allerdings für mein Verständnis fast zu kurz, weil es so klingt, als würde man entweder nur an sich denken, oder nur an den anderen. Ich schlage das Vierfelderschema unten vor.

Ich-Bezug Partner-Bezug
Lieben freies lieben Aufopferung
Besitzen Egozentrismus Verschmelzen

Freies Lieben ist Hinnehmendes Lieben

A: “Ich liebe dich”
B: “Aber du bist 45, es würde nicht funktionieren”

So oder ähnlich ist es in Filmen oft. Es ist aber Quatsch. Vom Funktionieren hat ja niemand gesprochen, sondern von Lieben.
Oft scheinen Erwartungen an das Lieben gekoppelt zu sein, seies es jetzt welche von A oder von B, also irgendwie sowas wie “Ich liebe sie, sie muss mich auch lieben”, oder “Ich liebe sie, ich muss ihr nahe sein”.
Ich finde es schöner, wenn man es erstmal dabei belässt. oder es zumindest trennt. “Ich liebe dich. Außerdem würde ich gern meinen Urlaub mit dir verbringen.”
Das erfordert auf Seiten der geliebten Person viel Hinnehmen (ungefähr so, als wolle man ein Kompliment annehmen), aber nichts darüber hinaus, und auf Seiten der liebenden Person auch viel Hinnehmen (weil man die Liebe da sein lässt, unabhängig davon, ob sie erfolgversprechend oder “möglich” ist), aber natürlich auch sehr viel Hingeben. Freies Lieben ist nämlich auch hingebendes Lieben.

Im Film “Das letzte Einhorn” (Link geht zum Remake… sieht gut aus) gibt es eine Figur namens König Haggard, mit der ich mich immer gern identifziert habe.
Das fand ich immer komisch, denn es ist ein sehr trauriger Charakter…

König Haggard ist eigentlich der böse in dem Film. Er hat alle Einhörner gefangen und eingesperrt, mithilfe seines Stiers aus Flammen. Ursprünglich wollte er das wohl, um sich an ihrer Schönheit und Unschuld zu erfreuen, aber irgendwann war es nur noch eine Aufgabe, ein Zwang.
Insofern ist er genauso Täter wie Opfer, denn er ist durch die Aufgabe genauso gefangen wie die Einhörner, der Stier zwängt ihn in genauso feste Bahnen, wie er es mit den Einhörnern tut.

Gerade habe ich mit meiner wunderbaren Mitbewohnerin ein schönes Gespräch gehabt, und mir fiel darin auf, was an König Haggard neben dieser Tragik so interessant ist: Er hat angefangen, sich aus Liebe den Einhörnern zu widmen, aber am Ende wollte er sie nur noch besitzen. und wo Besitz ist, hat die Liebe nunmal keinen Platz.

Das erklärt nun weiß Gott nicht, warum ich mich mit der Figur so identifizieren konnte, aber zumindest, warum ich sie spannend finde.
Und zum Abschluss noch ein Zitat aus eben diesem Film, von Molly, die es zu Schmendrick sagt, als er an sich zweifelt. Ich habe es schon oft gesagt, denn es ist sehr wahr.

Du hast all die Kraft die du brauchst, wenn du nur wagst sie zu finden!

Die hab ich ne ganze Weile exzessiv gehört, jetzt aber nicht mehr so oft, weil sie mir zu sehr klagen. Das sollen sie dürfen, jedem gehört seine Welt, aber ich hab mich irgendwann irgendwie davon entfernt und bin ganz froh damit.
Aber ein Bekannter von mir (ja stimmt, er ist ein Bekannter. Komisch) schreibt in seinem Blog einen Ausschnitt aus ihrem neuen Album, und den finde ich anwendbar.

Jetzt bin ich bereit
Ich fürchte nichts weit und breit
Ich werde frei sei und gehen
Zur nächsten Station

Ich sollte sie mal wieder hören. Das klingt viel mehr nach Hinnehmen als nach Beklagen, und das gefällt mir gut.
Weil es nämlich immer eine nächste Station gibt.
Leben ist Interrail.

Thomas Riedelsheimer hat einen Film über Evelyn Glennie gemacht, und ich habe ihn heute gesehen.
Ich kannte schon Rivers and Tides von ihm, und in beiden begleitet er Künstler bei dem was sie tun.
Andy Goldsworthy macht Landart, und Evelyn Glennie arbeitet mit Klängen.

Beiden (eigentlich allen dreien, denn Thomas Riedelsheimer macht auf seine Art eigentlich das Gleiche) ist gemeinsam, dass sie ganz nah an der Weltenseele arbeiten, dass sie durch das was sie tun, gleichzeitig sich selbst und dem Universum/ Gott / ihrer Bestimmung nahe kommen. Egal wie man es nennt, was man dort spürt ist überwältigend schön, ist jenseits aller Konventionen von Lebensgestaltung und Sinnbild sowohl für Freiheit wie auch für Liebe, in einer so universellen Form, in einer so grundlegenden Form, dass ich Tränen darüber vergießen kann.

So singen die Breeders. Recht haben sie. In vielerlei Hinsicht.

I like all the different people
I like sticky everywhere
Look around, you bet I’ll be there!
Hot metal in the sun
Pony in the air
Sooey and saints at the fair

Summer’s ready
Summer is ready when you are

Vor kurzem hatte ich ein Gespräch über One Night Stands, und darüber, wie man sie bekommt.
Ich hab keine Ahnung wie das gehen soll. Aber eigentlich weiß ich noch nichtmal, ob ich das gut fände.

Auch wenn ich sozusagen gelegentlich “Einzelnächte” mit jemandem hatte, waren es eigentlich doch meistens Menschen, die ich kannte und (in gewisser Weise) auch liebte. Zumindest war eine große Nähe da, ob sie jetzt auf seelischem oder körperlichem Harmonieren fußt. Ist ja beides schön.
Aber nun mit wem völlig fremden… im Gespräch wurde mit erklärt, dass das genau der Witz sei: Die Spannung, dass sich mit einem völlig Fremden wortlos so etwas ergibt, dass sich ein Knistern einstellt, was immer mehr wird, bis man sich dann irgendwann tatsächlich berührt oder küsst, und es dann immer weitergeht.
Konnte ich irgendwie auch verstehen. Da geht’s dann halt nicht um Nähe, sondern wirklich um Sex, und um Ego. Was ja vielleicht auch ganz nett ist.

Dann also die zweite Frage. Wie geht das? Wir kamen dann darauf, dass es für Frauen leichter ist, weil sie, so hart das auch treffen mag, einfach zu irgendwem hingehen können. “Ich will dich knutschen” sagen und ab dafür. Zumindest wenn man ein bisschen schön ist.
Aber natürlich haben so rein statistisch genau so viele Männer One-Night-Stands wie Frauen, immerhin tun die sich ja in bestimmt 80% der Fälle gemischt zusammen, und auch auf der homoerotischen Seite dürften one-night-stands gleichverteilt sein, oder sogar bei Männern häufiger.
Wie also stellt man das an? Und geht es, ohne billige Tricks wie Hinschauen, Blick fangen, dann lange nicht gucken, ne Stunde später mal anlächeln, dann wieder ignorieren aber in der Nähe bleiben und irgendwann… tja. Anquatschen? Oder noch nicht mal das?

Ich weiß nicht ob ich das könnte (oder halt wollte). Ich mag’s doch so gern authentisch (weil das ja auch frei ist), und Rezepte zum Anmachen sind überhaupt nicht frei.

Warum kann man nicht einfach fragen, ob jemand auch Lust hat? Natürlich nicht so ins Blaue, aber wenn man ein bisschen geflirtet hat und ein Knistern spürt… Die Leute tun immer so, als wolle niemand Sex. Das ist aber Quatsch. Fast jeder mag Sex. Scheiß Tabus.
Ich hab übrigens meine ganze Pubertät lang gedacht, dass Männer Sex wollen und Frauen sich halt irgendwie breitschlagen lassen, aber eigentlich keinen Bock drauf haben. Fürchterlich. Dabei hatte ich ein recht liberales Elternhaus, aber offenbar sind die Geschlechterklischees doch überall.

Ich für meinen Teil will damit offener umgehen: Ich mag Sex. Noch viel lieber mag ich eigentlich diesen Nähe-Aspekt daran. Und Haut. Haut ist überhaupt das Allerbeste.

14.01.2005 15:24
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Leben

Ich schreib viel zu selten hier rein, also viel zu selten gemessen daran, wie ich gern würde. Denn der Grund, dass ich so selten schreibe, ist, dass ich so selten über die Liebe nachdenken kann, und noch viel weniger einfach mal lieben kann, weil ich einfach gerade keine Zeit hab. Oder vielleicht doch Zeit zum Lieben, hier und da, Situationen mit meiner Mitbewohnerin, Situationen mit einer wichtigen Freundin, aber irgendwie nicht genug, um das dann mal zu reflektieren und vielleicht hierher zu schreiben.
Grr.
Aber bald wird alles besser. Dann wird die Prüfung hinter mir liegen, und vor mir ein Wochenende mit der Süßen aus Italien, darauf freue ich mich.

11.01.2005 21:14
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Allgemein

Das hehre Ziel der freien Lust
ward öfter schon des Laien Frust.
Denn fickt man hier und fickt man dort,
gibt’s manchmal Streit, danach dann Mord!

Und doch, so mancher denkt sich “Nein,
so schwierig kann es doch nich sein.

Wär ich ein Dach, dann wär der Giebel eben
ein Großversuch: Ich möchte Liebe geben.”

Wenn das gelingt, wird auch nicht so gebombt,
im Streit, auch wenn man nichts zurückbekommt.