Monatsarchive: Mai 2005

22.05.2005 14:00
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Das musikalische Stöckchen von B. hatte ich erst aufgenommen und einen Beitrag geschrieben, habe ihn aber wieder runtergenommen, weil mir beim Lesen meines Beitrags und denen anderer Blogger auffiel, dass das zwar sehr nett zu Schreiben war, und zum drüber nachdenken, dass aber das Lesen total unwitzig kommt.

Aber es hat nochmal einen Gedanken wachgemacht.
Wenn man nämlich Radio hört, kommen mal ganz schön viele Lieder, die über den Richtigen, die einzige Wahre oder gleich die Einzige, den Traumprinzen und so sind. Viele davon sind ganz schön gut. Auch die von mir allein für ihr erstes Album nach wie vor verehrten Weezer singen über so Kram.
Ich kenne nur sehr wenig Lieder, denen man freiheitliche Liebesgedanken hinzuinterpretieren könnte, geschweige denn welche, die sie explizit drin haben. “Alone Again Or” von Love (gut gecovert von Calexico) fällt mir ein, und das wars fast schon.

Offenbar wird man nicht gekauft, wenn man nicht über “Where is my love, my only love?” singt, entweder, weil niemand das versteht (obwohl es Leute gibt, die solche Musik machen), oder, weil niemand solche Musik macht, weil es sich nicht verkaufen würde. Dann würde der von mir oft beschworene gesellschaftliche Einfluss auf Liebensformen zumindest musikalisch zur self-fulfilling prophecy, zum Zirkelschluss und so.

Irgendwann will ich mal ein Tape haben nur mit Mucke, die nicht diese Liebesquengelei macht und trotzdem übers Lieben ist.

21.05.2005 15:41
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Lieb – mittelhochdeutsch liep, althochdeutsch liob, liub u.ä.. Aus germanisch *leuba-, Adj. “lieb”, eigentlich passiv: “geliebt”.
Zu indo-germanisch *leubh- “begehren, verlangen”.
Abstraktum: Liebe.

21.05.2005 15:36
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Mutterliebe, Vaterlandsliebe, Geschwisterliebe, Freundesliebe, Selbstliebe, Machtliebe, Liebe zu Gott, Naturliebe, Tierliebe, “Ich liebe meinen Beruf”, “Liebe Verwandten und Bekannten…”, sein Hobby lieben, Frauenliebe, Männerliebe, Musikliebe, Kinderlieb sein, Kinder: Lieb sein!, Liebe machen, das Licht lieben, die Liebe lieben, Poesie lieben, Hassliebe, Alte Liebe, Neue Liebe, erste Liebe.

Wahre Liebe?

19.05.2005 21:54
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Ich lese jetzt das Buch “Liebe als Passion” von Niklas Luhmann, der ja bekanntermaßen, wenn man es höfllich sagt, ganz schön dicht schreibt. Wenn man es ehrlich sagt, schreibt er ziemlich ätzend.
Und doch, immerhin halte ich Lieben für eine Fertigkeit, die es zu entwickeln gilt, steckt sehr viel drin. Selbst in den Bruchstücken, die sich mir erschließen.

Luhmann begreift die Liebe, glaube ich, als Kommunikationscode, der etwas Unwahrscheinliches wahrscheinlicher macht. Die Form, in der das passiert, und das ist mir für diesen Beitrag wichtig, ist gesellschaftlich determiniert, und hat sich auch gewandelt.

Das leuchtete mir ein. Aus dem therapeutischen Kontext kenne ich ein ähnliches Beispiel, die Trauer. Auch da sind die Codes gesellschaftlich fest, man soll bitte traurig sein und nicht egoistisch, soll ein bisschen weinen und so.
Aber häufig sitzen Leute beim Therapeuten, die noch andere Gefühle haben. Die glücklich sind, weiterzuleben, die den gesellschaftlich nicht anerkannten Gedanken haben “Gut, dass ich nicht gestorben bin”, oder die wütend sind auf den Partner, weil er sie allein lässt. Diese Gefühle gilt es zuzulassen, weil ihre Unterdrückung krank machen kann, am ehesten halt depressiv.

Mit der Liebe* ist es ganz ähnlich. Ich hatte letztens mal wieder ein Gespräch über das freie Lieben, und mir wurde das stets gern genommene und schwer zu entkräftende Argument vor die Nase gehalten, dass man aber halt, wenn man verliebt sei, einfach niemand anders sehen wolle, dass man möglichst viel Zeit mit dem anderen verbringen will, dass Freundschaften für eine Weile in den Hintergrund rücken und man einfach ganz nah sein will.
Aber Luhmann hat, so glaube ich, Recht, wenn er sagt, dass all das eben gesellschaftlich so zu sein hat, und das keine tatsächliche, irgendwie immanente Wahrheit ist, sondern eben Konvention, und dann eben auch Konstruktion.
Da spricht auch erstmal nichts gegen, wenn Liebe ein symbolisch generalisiertes Kommunikationsmedium ist, wie Luhmann sagt, ein Code, macht es Sinn wenn viele Leute den Code gleich benutzen und common ground finden.
Aber es ist eben nicht zwingend wahr. So wie es eigentlich ohnehin keine Wahrheit gibt. Denke ich.

19.05.2005 21:45
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Das Konzert war schön, der ganze Abend war schön, war Leben, Musik ist unendlich geil.
Und folgendes hat, für mich, viel mit Tatsächlich sein, bei sich sein (im Positiven), frei sein zu tun:

Eine Sache die mir auffällt ist:
dass man Leute, die man mag zu schnell vergisst.
Dass man aufhört sich zu fragen, wer sie sind,
weil man glaubt, dass man sich kennt, doch man ist blind.

17.05.2005 11:55
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Eine wichtige Freundin von mir meldet sich gerade nicht. Es ist komisch, das hier hinein zu schreiben, denn sie liest auch das Blog, aber wir hatten das Thema Authentizität und Sinn-des-Blogs schonmal, und außerdem würd ich ihr, wenn ich sie mal an die Strippe kriegte, das alles auch selber sagen können.

Sie meldet sich also nicht. Das kenne ich schon, manchmal fehlt ihr schlicht die Zeit, manchmal hat sie keine Lust auf mich, aber ich finde es eigentlich immer schade. Zwar ist es immer auch okay, aber halt auch schade.

Jetzt frage ich mich nur, ob ich frei in dieser Beziehung bin… Freies Lieben würde ja erstmal heißen, dass meine Liebe* für sie nicht weniger wird, nur weil von ihr grad nichts kommt.
Freies Lieben heißt aber natürlich auch, das ich in meiner Liebe* frei bin, dass ich also auch weniger Lust habe was mit ihr zu machen, wenn da nichts kommt, und ich mich abwenden darf, jederzeit, wenn es mir nicht gefällt.
Weil eben eine Freundschaft kein Selbstzweck ist, dass also Argument für die Unbeschadetheit der Gefühle nicht sein kann “Aber wir sind doch befreundet”, weil eben die Befreundschaft erst durch die Gefühle entsteht.

Was mich zu meiner alten Erkenntnis bringt: Wenn ich eins brauche, dann ein Gefühl. Ich muss wissen, nein, spüren, was da ist. Wenn ich das spüre, ist alles egal, dann kann fremdgegangen werden, dann kann wenig Zeit da sein, aber wenn ich das nicht spüre, dann ist auch alles egal, aber andersrum.

17.05.2005 2:14
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Soeben habe ich wieder einen Abend mit ausgewählten Menschen aus meiner WG beim Lolle schauen verbracht. Das ist kurzweilig und Lolle scheinbar nicht umsonst so beliebt. Gefällt mir.
In einer Folge, die wir heute geguckt haben, fängt Rosalie, die lesbische One-Nighterin, was mit ner Frau an, die sie ständig fragt, ob das denn nun eine Beziehung sei, was das nun wäre.
Rosalie mag das aber nicht so, Rosalie mag die Freiheit, scheint mir, und irgendwann gibt es da einen Austausch, den ich brillant finde. Da sagt nämlich die neue Frau, wieder auf der Suche nach dem bösen Wort mit b:
“Ich will einfach wissen womit ich’s zu tun habe.”
“Mit mir.”
sagt Rosalie dann. Sehr richtig.

16.05.2005 2:39
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Recht am Anfang des Blogs schreibe ich in einem Beitrag Sex*, und erkläre bei der Fußnote, dass Sex für mich ziemlich viel bedeutet, nämlich alles, was zwischen zwei Wesen passiert und Lust auslöst.

Beim Lesen fiel mir auf: Das sieht super aus.

Und von jetzt an werde ich Liebe* und Lieben* schreiben, und zwar genau so und ohne Fußnote, um deutlich zu machen, dass dahinter viel mehr steckt, als in ein Wort überhaupt reinpasst.
Aber viel* mehr…

16.05.2005 2:04
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Und die Kinder und Beziehungsgedanken bringen mich direkt zu einer anderen Frage, die ich mir heute stellte.
Wie lernt man denn nochmal Leute lieben?

Ich habe wunderbare Menschen in meinem Umfeld, ganz unterschiedliche, mit denen ich ganz unterschiedliche (naja. Ein bisschen unterschiedliche) Freundschaften haben, und es gibt keine Missverständnisse mehr, keine unangenehme Distanz, es gibt Nähe und Vertrautheit und Ich-Selbst-Sein.
Dafür bin ich unendlich dankbar und könnte mich vor besagten Menschen einen Tag lang nur verneigen und ihnen Hände und Füße und gern auch Wangen und Stirnen küssen, so toll ist das.

Wenn ich dann, angestoßen durch die sich aufdrängende und oft gestellte Frage “Fehlt dir für das Kind nicht etwas Wichtiges?” über eine Beziehung nachdenke, über Bindung und Entscheidung, und zwar zu und für einen Menschen, den ich ja noch nicht kenne, dann frage ich mich immer:
“Wie soll ein solcher Mensch denn so toll sein, dass er es überhaupt wagen kann, einen Vergleich mit meinen wunderbaren Freunden überhaupt zu erwägen?”
Und das ist natürlich ein sehr hinderlicher Gedanke, immerhin blicken die besagten Freundschaften auf Jahre zurück, bewegte Jahre, super Jahre, und da der wichtigste Faktor für Bindung die gemeinsame Vergangenheit ist, klappt das natürlich gut.

Aber wie fängt das denn noch gleich an?
Wie beginnt die Liebe?

Manchmal verliebe ich mich, das gefällt mir und ist ein großer Spaß, und natürlich ist das ein mordsguter Anfang für die Liebe.
Aber manchmal ist er ja auch vorsichtiger, langsamer, und ich frage mich, ob man ihn bemerkt… oder ob man das muss… oder ob es etwas kaputt macht, wenn man zu sehr sucht.
Und was ich hier eigentlich zu sagen versuche.

16.05.2005 1:52
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Heute nachmittag sprach ich über meinen Kinderwunsch, und meinte dann, dass es doch bescheuert sei, sich so diffus etwas zu wünschen, bei Beziehungen sei das ja auch bescheuert.

Das ist nämlich so. Ziemlich viele Leute, und auch ich ziemlich lange, suchen eine Beziehung. Oder wollen eine Beziehung. Das Verb ist nicht so wichtig, viel wichtiger ist das Objekt.
Eine Beziehung.
Gebeutelt durch das Nicht-Finden dieser Beziehung, machte ich mir so meine Gedanken darum, damals, und kam zu der Erkenntnis, dass das ja auch bescheuert ist, immerhin sollte man Menschen suchen, keine Beziehungen.
Mittlerweile bin ich ja selbst bei dem Suchen skeptisch, ob man nicht einfach mal die Menschen genießen sollte, die halt da sind, ohne Suchen und Finden, aber das ist ein anderes Thema.
Dieses Thema hat ganz viel damit zu tun, dass es Beziehungen eigentlich gar nicht gibt.

Und dann dachte ich halt: “Wie bescheuert, dieser Satz ‘Ich will ein Kind’. Genauso schlimm wie ‘Ich will eine Beziehung’. ”

Dummerweise gibt es einen wichtigen Unterschied. So ein Kind gibt es halt wirklich, das ist kein bescheuertes Konstrukt, sondern ein Wesen.
Oder vielmehr ist es natürlich doch ein Konstrukt, das Wesen gibt’s ja noch nicht, es ist also in diesem Stadium erstmal ein Lebenskonzept, das mir gefällt, aber man kann den Wunsch “Ich will ein Kind” eben nicht durch irgendwas ersetzen, was mehr Sinn macht (bei “Ich will eine Beziehung” wäre eine gute Ersetzung “Ich will eine Beziehung mit dem Menschen da vorne” oder natürlich “Das ist gerade echt schön hier”).
Also will ich wohl wirklich gern ein Kind.