Monatsarchive: Juli 2005

20.07.2005 12:08
0 Kommentare »
Allgemein

Was tut man nur, wenn Leute, deren weichen Kern man kennt, so unglaublich hart sind?
Wenn sie fast alles, was man ihnen gibt, abwehren und abwehren, und man doch das Gefühl hat, dass irgendwo ein kleines Abbild der Person steht und ein Schild hoch hält:
“Bitte mehr.”

Mit Leuten, die Liebe aufsaugen, wie ein Schwamm, irgendwie, die ganz still werden, wenn man etwas Nettes sagt, vielleicht weil sie Angst haben, was Falsches zu sagen, vielleicht weil sie hoffen, dann kommt noch etwas mehr.

Schritt 1 ist sicher “Viel, viel liebhaben”, aber kann man die irgendwie dazukriegen, ihre Mauern hie und da mit Türchen zu versehen?
Es dürfen ja erst auch welche mit Security Locks und allem sein.

20.07.2005 3:24
0 Kommentare »
Allgemein

Jedes zweite Wort bei jenen Einträgen meines Blogs, die mehr als zwei Worte haben, ergibt folgende Sätze (bis Mitte Mai, danach wirds doof). Die Interpunktion ist frei gesetzt, meine Favoriten habe ich fett gemacht.

Das und Praxis Blog
Lieben frei und tempo night is the Haggard.

Lieben anrufen Liebe bis am geliebt und Liebe.
Links und of.
Über früh lassen wie Süße, machen machen Männerthema.
Lieben unerwarteter Musik, was Männerthema.
Kino, new Muse.
Ernstes und kein Listenspiele.
Doch Tagebuch auf Rückkehr bremst.

Ich sollte jetzt schlafen. Es ist halb 2. Ich finde es zwar gerade unglaublich cool, wie poetisch der Zufall ist, bin mir aber bewusst, dass das ein Tageszeitphänomen ist. Ähäm.

20.07.2005 3:04
0 Kommentare »
Allgemein

Ich war immer froh, aufrichtig sagen zu können, keinen Hass zu kennen. Hass ist ziemlich schlimm, glaube ich, ist blind und per definitionem maßlos.
Oft kommen dann Beispiele von Kindsmord und Vergewaltigung, und ich gebe zu: Da weiß ich dann auch nicht so recht, aber aus meinem Leben kenne ich den Hass nicht, und bin eigentlich froh.

***SPOILER: Herr Lehmann***

Im Open-Air Kino lief heute Herr Lehmann,
und als Katrin dann irgendwann mit ihm Schluss macht, regt er sich auf. Sie mahnt zur Ruhe, woraufhin er formschön antwortet (sinngemäß):
“Darüber soll ich mich nicht aufregen? Worüber, bitteschön, soll ich mich denn dann noch aufregen? Ich liebe dich. Und wenn du dann hier rumtätschelnd mit Kristallrainer reinspazierst, soll ich mich nicht aufregen?
Wenn ich mich darüber nicht mehr aufrege, dann bin ich tot, verstehst du das? Tot!”

SPOILER zu Ende

Gestern hatte ich mich ja über Powergirl geärgert, weil sie zwischen 1 und 2 (“eigentlich eher halb 2″, Zitat Ende) kommen wollte, und dann um 3 irgendwann anrief. Gut, sie hatte ihren Schlüssel im Büro liegen lassen, den sie erst holen musste, und für einen Anruf war wegen der Bahn keine Zeit.
Aber ich hatte Lasagne fertig, habe lange in der Küche gestanden (es sollte das Abschiedsessen werden, sie geht für lange nach Norwegen, und vielleicht auch der Abschluss von diesem, ziemlich mauen, Kapitel), und habe lange gewartet.
Ganz egal wie gerechtfertigt das nun war, man mag darüber streiten können, ich war jedenfalls sauer, hab ihr dann auch gesagt, jetzt lohnt es sich nicht mehr, bin aber insgesamt eher aus dem Feld gegangen.

Auch heute, beim nachgeholten Abschiedsessen (in der Mensa. Hey super), hab ich darüber geschwiegen, auch als sie mir noch einen Spruch reingereicht hat (Jemand frug, ob wir uns denn gestern dann noch gesehen hätten. Sie meinte “Wir wollten, aber dann war J. beleidigt”).

Darüber dachte ich nach, bei Herr Lehmann, und ob 6 Monate Norwegen als Grund ausreichen, nicht auf seine Gefühle zu hören. Und sie dann knapp 24 Stunden auf kleiner Flamme köchelnd mit sich rumzutragen, wodurch man nur mit Handschuhen angefasst werden will, damit ja nichts verschüttet wird.
Ich bin bei Nein angelangt.

19.07.2005 18:35
0 Kommentare »
Allgemein

An dieser Stelle mal etwas Dekonstruktion der starken Verbindung Psychologie – Freud.

Liebe Nicht-Psychologen. Freud ist out. Der ist historisch unheimlich wichtig und Wegbereiter für die moderne Psychologie (weil er als erster die Ursache von psychischen Problemen nicht in Organen gesucht hat), aber im Grunde hatte der nen Riesenschuss.

Mal als anschauliches Beispiel seine Theorie zur Depression (die ich grad gelesen und schier die Hände überm Kopf zusammengeschlagen habe), im Verlauf:

  1. “In der Kindheit erleben Leute, die später eine Depression entwickeln, in ihrer oralen Phase entweder zu viel oder zu wenig Befriedigung dieser oralen Bedürfnisse”
    Allein dieses “zu viel oder zu wenig” ist schon völlig bescheuert…
  2. “Der Verlust eines geliebten Menschen führt zur Introjektion: Die geliebte Person wird sozusagen ins eigene Selbst verinnerlicht”
    Naja. Dass der Verlust eines Lieben Depressionen auslösen kann, stimmt, aber dieser Introjektionsjokus ist bunt, vor allem jetzt beim nächsten Schritt:
  3. “Weil wir Menschen, die wir lieben, auch hassen, hasst man dann nach der Introjektion sich selbst”
  4. Wegen der Fixierung in der oralen Phase kann dieser Selbsthass nicht verarbeitet werden, die Trauerarbeit wird nicht abgeschlossen, man wird depressiv.

Aua, Aua! Kein Wunder, dass wir Psychologen so nen schlechten Ruf haben. Bei solchen komplett hanebüchenen Theorien, die empirisch zu Freuds Zeiten nie geprüft wurden (und einer jetzt erfolgenden Prüfung nicht standhalten, übrigens), die noch dazu jeglicher intrinsischen Logik entbehren… Also wirklich, weil wir die lieben, hasses wir uns, und weil wir oral fixiert sind kommen wir nicht drüber weg… Das hat doch alles nichts miteinander zu tun.

Alter.

19.07.2005 17:56
0 Kommentare »
Allgemein

In der ROTEN Ecke: Das Detachment!! In der BLAUEN Ecke: Menschen!!!
*jubel*

Was für ein Kampf.
Ich lerne für meine letzte Diplomprüfung, und ich lerne Störungen, und lese über Depressionen, Schizophrenie und Persönlichkeitsstörungen.
Das sogenannte “Medizinstudenten-Syndrom” besteht darin, dass Medizinstudenten immer glauben, die gerade an der Uni behandelte Krankheit zu haben, oder jemanden in nächster Nähe zu kennen, der sie hat.
Davor ist man als Psychologiestudent wohl auch nicht gefeit.
Gerade habe ich sehr häufig Gefühle von Deindividualisierung und Derealisation, das, was einige Schizophrene auch haben: Das Gefühl, sich selbst beobachten zu können, nicht wirklich eine Innenperspektive zum eigenen Handeln zu haben.
Ich schreibe Blogeinträge und finde sie langweilig, ich mache was mit Menschen, und schaue mir selbst zu, wie ich mich so schlage.
Ich bin detached von mir selber.

Das führt dazu (gemeinsam mit nervigen Szenen mit Powergirl (grad hab ich mich verschrieben und “Posergirl” geschrieben… Hallo Sigmund!)), dass ich schlechte Laune hatte, heute übern Tag, aber zum Glück wohne ich in einer Stadt, die groß genug ist, viele Leute zu beinhalten, aber klein genug, dass man sich auch mal trifft.
Und so traf ich erst eine Bekannte, mit der mich nicht so viel verbindet, nicht mehr, fast leider.

Dann, in der Bar wo ich eigentlich nur Kaffee kaufen wollte, und kaum zu hoffen wagte, dass eine Freundin von mir, die dort arbeitet, auch heute dort arbeitet, doch diese Freundin, nebenher noch ihre Kollegin, die (so wie ich) ne Weile in Italien war, und dann ging es gleich besser.
Italienisch reden, mit der Freundin über den Rollentausch sprechen (sonst hat sie schlechte Laune und ich heitere sie auf – sie ist leicht zyklothym, würde ich nach Lektüre meiner Störungsbilder sagen), das ist schon ganz gut.

Und dann traf ich, mit leckeren Kaffeebohnen in der Tasche und Cappuccino im Bauch, eine weitere Freundin auf dem Weg zur Bahn.
Und dann ging’s schon wieder.

Das alles hängt eng mit dieser Steppenwölferei zu tun, zu der ich mich oft hingezogen fühle, und mahnt deutlich, die Unabhängigkeit nicht zu weit zu treiben.
Menschen machen zwar manchmal traurig, so wie Posergirl (So!), aber auch glücklich, so wie M., B. und die Kollegin und J.

Memo an mich: Menschen sind gut. Menschen machen gesund.

18.07.2005 15:35
0 Kommentare »
Allgemein

Ich bin ein Kopfmensch, und demzufolge habe ich in meinem Leben oft die Worte “Du denkst zuviel” gehört. Diese Worte fand ich immer doof, weil ich das halt nicht abstellen konnte, und ich kann es noch nicht.
Manchmal fand ich mich sogar berechnend, weil ich bei den Dingen, die ich tue, sehr schnell sehr bewusst habe, wie sie wirken.
Gutes Beispiel: Frauen. Ich studiere Psychologie, ich hab mich mit Linguistik beschäftigt – ich weiß um die Macht von Worten.
Und ich bin mir sehr der Wirkung bewusst, wenn ich irgendwas sage, wenn ich “Bis bald” sage statt “Mach’s gut” und sowas.
Und das kann ich nicht abstellen. Diese Gedanken sind einfach da. Ich hab auch sofort Gedanken wie “Oh, die will ich glaub ich näher kennenlernen, die ist spannend, die hat ne geile Stimme – ja genau, ich denke die Stimme reizt mich am meisten”, und sofort denke ich hinterher “Na toll, und was fühlst du? Analysier doch nicht sofort. Wo sind überhaupt diese Schmetterlinge?”.

So hat also diese Kritik (“Du denkst zuviel”) dazu geführt, dass ich immer versucht habe, meinen Gefühlen mehr Raum zu geben, was ja vielleicht auch nicht schlecht ist.

Die obige Grafik zeigt die beiden Modelle, die man dazu so haben kann (oder die zwei, die mir halt eingefallen sind). Süße Icons, gell?
Das “Du denkst zuviel” fußt auf dem linken Modell. Erst wird gefühlt, dann wird gedacht*.
Da das Fühlen offenkundig näher dran an was-auch-immer ist, gewinnt das Fühlen.

Gestern im Gespräch mit einer guten Freundin kamen wir aber auf dieses andere Modell. Insbesondere ich fand das reizvoll.
Was, wenn das Denken einfach ein völlig gleichwertiger Prozess ist, der nur auf unterschiedliche Art, aber hierarchisch nicht untergeordnet, auf die Welt reagiert, genau wie das Fühlen?

Das gefiel mir gut. So wie ich den Leib-Seele Dualismus bescheuert finde, und glaube, das sind zwei Seiten einer Medaille, so empfinde ich das auch hier.
Dann muss man dennoch beide Seiten entwickeln, aber muss sich nicht immer schämen, wenn man so viel denkt.
Weil es eben auch einfach auf die Welt reagiert.

* Einige Emotionspsychologen drehen das Ganze komplett um, und sagen, erst wird gedacht, dann gefühlt. Allgemeines Arousal wird als Emotion interpretiert. Das lass ich mal raus.

17.07.2005 19:55
0 Kommentare »
Allgemein

In unregelmäßigen Abständen denke ich ja immer diese ganze Bloggerei ist, so schön sie fürs Ego auch immer sein mag, eigentlich Quark.
Das Netz quillt über vor lauter Information, und mindestens 3/4 davon sind Schrott.

Diese Einschätzung des Bloggens führt dann, weil ich halt über mein Leben, genauer: mein Lieben, blogge, immer dummerweise auch dazu, dass ich mich selber langweilig finde.
Jetzt, wo ich in den letzten 48 Stunden nur eine (in Zahlen: 1) e-mail bekommen habe, und e-mail neben Schokolade nun wirklich meine einzige Sucht ist (nagut, e-mail ist nur eine Manifestation meiner Kommunikationssucht, das geht auch per Telefon und face to face), verstärkt sich dieses Gefühl noch.

Aber zum Glück hält das alles meist nicht all zu lange an, weil dann doch wieder was passiert, was ich cool finde, und dann auch wieder blogge.

In diesem speziellen Fall ist es die scheinbare Langweiligkeit, oder vielleicht die Trübheit (heißt das so?) eines anderen Lebens, die mich bloggen lässt. Das Statistik-Tool hinter meinem Counter hat mir verraten, dass jemand über den Suchbegriff “was muss mann tun bei sex” via Yahoo hierher gefunden hat.

Das finde ich aus drei Gründen bemerkenswert.

  1. Der Suchbegriff an sich. Das klingt für mich so, als suche da wirklich jemand nach einer Anleitung, wie das funktioniert. Das ist spannend. Das ist Aufklärung im 21sten Jahrhundert, da bemüht man halt grade eine Suchmaschine.
  2. Offensichtlich ist diese Aufklärung aber nicht so einfach. Ich stehe (übrigens bin ich nur dank des Rechtschreibfehlers, wenn es denn einer ist*, überhaupt drin) an Position 993. Neunhundertdreiundneunzig! Yahoo zeigt 10 Ergebnisse pro Seite. Um hierher zu gelangen musste man also auf 98 Seiten nichts finden, noch ein 99. Mal klicken, nur um wieder nichts zu finden… Was mich zurückbringt zu der Behauptung, 3/4 des Inhalts im Netz sind nicht zu gebrauchen. Noch nichtmal ne Anleitung zum Ficken gibt’s.
  3. bewegt mich das dann doch, weiterzumachen. Der missionarische Gedanke wurde wieder gestärkt! Wenn Fragen wie jene noch offen sind… dann sollten wir alle viel, viel mehr über Liebe und Sexualität nachdenken. Und reden. Und schreiben.
*Oh Mann, allein die Frage ob “man” oder “Mann” gemeint war, erzählt ja schon Geschichten. Ersteres spräche von einem umfassenderen Unverständnis, einer Wissbegierde bezüglich der Begierde, letzteres ist ja fast schon emanzipatorisch. Der moderne Mann wundert sich: Rein, raus, soll das etwa alles sein? Aber beim besten Willen, viel mehr wüsste ich nicht… Also schnell gesuchmaschint.

17.07.2005 14:30
0 Kommentare »
Allgemein

Die Weltenseele lenkt bekanntermaßen hie und da, und hält bereit, was wichtig ist.
Nicht genug, dass in der Diskussion bei Bandini der Dalai Lama zitiert wird, was mich ins Grübeln gebracht hat (Dissens mit dem Dalai Lama ist ziemlich dünnes Eis, finde ich), nein, auch heute morgen beim Lesen der Zeit, der veralteten Zeit, weil die Neue aus ungeklärten Gründen nicht da ist, lese ich über sein neues Buch

Gedacht, gekauft. Ich bin gespannt. Durch Luhmann beiße ich mich ja doch nicht durch.

16.07.2005 3:25
0 Kommentare »
Allgemein

Hm. Die letzten drei Beiträge (und dieser bestimmt schon wieder) sind langweilig und haben nichts mit Lieben zu tun. Ein bisschen vielleicht, na gut, der über die Band.
Gründe: Zu warm. Prüfung. Arbeit.
Abhilfe: Kommentare. Leben.

16.07.2005 3:07
0 Kommentare »
Allgemein

Eine der diversen wichtigen Wahrheiten aus meinem Psychologiestudium ist die Macht von zweiseitigen Botschaften.
Das gilt in beide Richtungen: Einmal werde ich glaubhafter wirken, wenn ich zusätzlich zur Lobhudelei auch Nachteile zugebe (deswegen sieht man seit kürzerem auch mehr Berufsbeschreibungen, die das so machen, so nach dem Motto: “Gute Aufstiegschancen, klasse Team, aber wenig Freizeit”).
Zum Anderen wirke ich insgesamt… naja, vielleicht einfach netter, wenn ich zusätzlich zu Kritik auch mal was Positives sage.

Der Chef vom Dienst im Open Air-Kino, wo ich sommers arbeite, kann das nicht.

Ich arbeite sehr gerne dort: Das Geld ist okay, immerhin ist während des Films, den man ja auch noch gucken darf, wenig zu tun, und das Team ist an sich klasse.
Selbst der Chef vom Dienst ist irgendwie einer zum liebhaben, so leicht verschmitzt, aber halt leider auch nie zufrieden.
“Der Wein ist zu warm, stell ihn kalt, die Stühle stehen scheiße, die bauen wir morgen um, die Kiste muss noch rein, Nein!, nicht oben drauf!, stell sie daneben”.
Dummerweise, es mag das Abiturientenvorurteil bestätigen, denke ich ganz gerne selber nach.

Und ich bin auch eigentlich ein bisschen schlau. Aber selbst das ist wurscht, wenn es um völlig willkürliche Entscheidungen geht, wie zum Beispiel wo nun die Kiste hin soll…

Harglgr.

Mann, Mann. Letztes Jahr hat er schlecht über meine Band geredet, da hab ich ihm gesagt
“Das steht dir nicht zu”,
und dann ging’s erstmal wieder.
Ich glaube, morgen werde ich ihm mal vorschlagen, für jeden Kritikpunkt, den er hat, eine positive Sache zu sagen.
Es darf sogar eine sein, die er selber gut gemacht hat.
Ich befürchte nämlich, der geht mit sich selbst innerlich genau so um wie mit uns…